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Das Mikrobiom – Stand des Wissens und Perspektiven
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Veröffentlicht: | 8. Oktober 2018 |
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Im Jahr 2007 begann im Rahmen des amerikanischen Human Microbiome Projects (HMP) und des europäischen MetaHIT-Projekts die intensive und systematische Erforschung des „Mikrobioms“ mittels „Next Generation Sequencing“. Seitdem sind über 65.000 Publikationen zur Thematik in hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen. Heute wissen wir: Der menschliche Körper beherbergt auf allen äußeren und inneren Oberflächen komplexe mikrobielle Ökosysteme, auch in Bereichen, die früher als steril galten. Die meisten dieser Studien hatten den Einfluss der Darmbakterien, der sogenannten gastrointestinalen Mikrobiota, auf verschiedene Erkrankungen des Menschen zum Inhalt. Basierend auf Erkenntnissen, dass intestinale Mikroorganismen die Darmbarriere, den Stoffwechsel, das Immunsystem und die Neurobiologie des Wirts entscheidend beeinflussen, ist die gezielte Modulation des menschlichen Mikrobioms ein vielversprechender Ansatzpunkt in der Prävention und Therapie zahlreicher Erkrankungen. Die medizinische Untersuchung des menschlichen Mikrobioms ist eine sehr anspruchsvolle Analytik, die zukünftig eine evidenzbasierte prophylaktische oder therapeutische Optimierung des Mikrobioms von Patienten ermöglichen soll. Durch systematische Standardisierung der aufwändigen Sequenzierungsverfahren, Entwicklung neuer Möglichkeiten der Stabilisierung von Patientenproben vor Eingang in das Labor sowie ein inzwischen von unserem Labor patentiertes Verfahren zur Quantifizierung und Qualitätskontrolle der Mikrobiomuntersuchung war es 2017 möglich, erstmals in Europa die Akkreditierung durch Regierungsbehörden für die Mikrobiomuntersuchung als medizinische Diagnostik für Patienten zu erhalten. Das Regensburger Mikrobiomlabor ist seit 2014 Qualitätsringversuchszentrum für Deutschland und andere europäische Länder. Die bisher durchgeführten fünf internationalen Ringversuche zeigten zwar hohe Reproduzierbarkeit der Mikrobiomanalytik in den teilnehmenden Laboratorien aber eine deutlich zu hohe Divergenz der Ergebnisse der verschiedenen Teilnehmer. Vor dem Einsatz der Mikrobiomanalytik zur Routinediagnostik und Therapiesteuerung individueller Patienten ist deshalb eine Standardisierung und Qualitätskontrolle der Untersuchungsverfahren dringend erforderlich.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Literatur
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- Stämmler F, Gläsner J, Hiergeist A, Holler E, Weber D, Oefner PJ, Gessner A, Spang R. Adjusting microbiome profiles for differences in microbial load by spike-in bacteria. Microbiome. 2016 Jun 21;4(1):28. DOI: 10.1186/s40168-016-0175-0
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- Hiergeist A, Gessner A. The human intestinal microbiome and why you have to think twice before prescribing antibiotics! MMW Fortschr Med. 2018 Jan;160(1):58-62.