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Neglected Diseases: Neue Therapiestrategien bei Filariosen – sind sie der nötige Paradigmenwandel für die Elimination bis 2030?
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Veröffentlicht: | 8. Oktober 2018 |
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Mit der Entdeckung der endosymbiotischen Wolbachien wurde in den späten neunziger Jahren eine neue Zielstruktur gegen Lymphatische Filariose (LF) und Onchozerkose gefunden. Während die zur Massenbehandlung (MDA) eingesetzten Medikamente Ivermectin, Albendazol und Diethylcarbamazin hauptsächlich mikrofilarizid wirken, führt eine gegen Wolbachien gerichtete Behandlung mit Doxycyclin (DOX) zur Sterilisation der Würmer und zeigt makrofilarizide Effekte. Als Behandlung, z.B. bei Migranten mit diesen Erkrankungen, werden 100 mg DOX für 4–5 Wochen gegen LF bzw. 200 mg DOX für 4 Wochen gegen Onchozerkose empfohlen. Die lange Behandlungsdauer sowie die Kontraindikation (Schwangere, Kinder <8 J.) schränken allerdings die Nutzung von DOX für das MDA ein.
Daher ist die Entwicklung von neuen oder „Re-Purposing“ von registrierten Medikamenten ein wichtiger Ansatzpunkt, um die Behandlungsstrategien gegen die Wolbachien zu optimieren (das TPP begrenzt die Anwendungsdauer auf 7–14 Tage). Zu den neuen makrofilariziden Medikamenten gehören die anti-Wolbachia Substanzen Abbv-4083 oder Corallopyronin A (CorA). Kombinationen von Moxifloxacin und Rifapentin oder hochdosiertes Rifampicin zeigte eine gute Wirksamkeit bei kurzer Behandlungsdauer (7–14 Tage) in Tiermodellen zeigten. Phase 2 Studien in Onchozerkose-Patienten sind in Vorbereitung.
Zur Bestätigung, dass eine 6-wöchige Behandlung mit 200 mg DOX auch das klinische Bild des filariösen Lymphödems verbessert [1], wurden zwei Studien gestartet, die darüber hinaus auch die tägliche Dosis von 200 mg DOX auf 100 mg reduzieren sollen. Ziel dieser Studien ist dabei die Aufnahme der DOX Behandlung in internationale Empfehlungen für Morbiditätsmanagement durch die WHO.
Da sich immer mehr Regionen der Elimination von Filarieninfektionen nähern, sind „Test and Treat“ Strategien ein effizienterer Ansatz als MDA, um die (verbleibenden) Patienten zu finden und zu behandeln. Da die „T&T“ Strategie auf individuelle Behandlung setzt, könnten hier die positiven Eigenschaften von DOX oder den neuen Regimen ausgenutzt werden, ohne die gefährdeten Patientengruppen den Risiken auszusetzen. Auch könnten Regionen, in denen im Moment die Verbreitung von Loa Loa eine effektive Massenbehandlung verhindert, von einem „Test and Treat“ Ansatz profitieren.
Literatur
- 1.
- Mand S, Debrah AY, Klarmann U, Batsa L, Marfo-Debrekyei Y, Kwarteng A, Specht S, Belda-Domene A, Fimmers R, Taylor M, Adjei O, Hoerauf A. Doxycycline improves filarial lymphedema independent of active filarial infection: a randomized controlled trial. Clin Infect Dis. 2012 Sep;55(5):621-30.