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Infektiologie Update 2018: 26. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

04. - 06.10.2018, Wien, Österreich

Alte und neue Pilze im klinischen Alltag

Meeting Abstract

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  • Birgit Willinger - Klinisches Institut für Labormedizin, Abteilung für Klinische Mikrobiologie, Wien

Infektiologie Update 2018. 26. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Wien, 04.-06.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18peg03

doi: 10.3205/18peg03, urn:nbn:de:0183-18peg035

Veröffentlicht: 8. Oktober 2018

© 2018 Willinger.
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Gliederung

Text

Nach wie vor sind C. albicans gefolgt von C. glabrata, C. tropicalis und C. parapsilosis die häufigsten Erreger von Candidämien. Nichts desto trotz zeigen sich immer wieder Vertreter von Sprosspilzen, die bisher selten als Infektionserreger aufgetreten sind und nun auch als Erreger von tiefen,und systemischen Infektionen in Betracht gezogen werden müssen. Candida auris wurde 2009 erstmals als Erreger einer Otomykose in Japan beschrieben. Seitdem wurde diese Hefe sowohl als Erreger invasiver Infektionen als auch als Besiedler aus unterschiedlichen klinischen Materialien nachgewiesen. Fälle von C. auris-Infektionen und der Nachweis mit unklarer klinischer Relevanz wurden an einigen Orten gehäuft beobachtet, wobei in Europa der bisher größte Ausbruch mit C. auris 2015/2016 in einer herzchirurgischen Einheit am Royal Brompton Hospital in London auftrat. Die Identifizierung dieser Candida Art ist schwierig und gelingt mit konventionellen Methoden in den meisten Fällen nur unzureichend. Insbesondere kommt es mit nicht-massenspektrometrischen Verfahren zu Fehlidentifizierungen als Candida haemulonii, Rhodotorula glutinis oder Saccharomyces cerevisiae und anderen Arten.

C. auris zeigt häufig hohe minimale Hemmkonzentrationen (MHKs) für verschiedene Antimykotika. Über 80% der bekannten Isolate wiesen hohe MHKs für Fluconazol auf und 50% hohe MHKs für Voriconazol. Auch gegenüber Amphotericin B und Echinocandinen wurden höhere MHK- Werte beobachtet.

Auf Grund der bisherigen Beobachtungen, dass sich C. auris in Mustern ausbreitet, die der Übertragung von MRSA ähnlich sind und das Resistenzverhalten nicht eindeutig vorhersagbar ist, sollten vorhandene Fälle möglichst frühzeitig korrekt identifiziert werden: Dadurch sind mikrobiologische Laboratorien gefordert den Nachweis und die Identifizierung dieses Pilzes rasch zu erbringen und sollten für diese Fälle ausreichend gerüstet sein.

Auch Exophiala species werden nur in seltenen Fällen als Infektionserreger und meist bei Patienten mit zystischer Fibrose beschrieben. Erst kürzlich wurde allerdings eine Infektion mit Exophilia dermatitidis bei einem COPD-Patienten nach Lungentransplantation beschrieben, sodass dem Nachweis dieses Pilzes immer spezielle Aufmerksamkeit entgegengebracht werden sollte.

Infektionen mit Fusarium spp. scheinen zuzunehmen. Keratitiden bei Kontaktlinsenträgern verursacht durch Fadenpilze dieser Gruppe werden in den letzten Jahren immer häufiger gefunden. Schwerwiegende Infektionen, die bis zum Verlust des Auges führen, können sich daraus entwickeln.

Dieser Beitrag soll einen Einblick in klinisch relevante Pilze geben und die Aufmerksamkeit gegenüber Infektionen verursacht durch weniger bekannte Pilze erhöhen.