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Infektiologie Update 2016: 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

06.-08.10.2016, Rostock

CA-MRSA-Infektionen bei Kindern: Erfahrungen aus einem Krankenhaus im Rhein-Main-Gebiet

Meeting Abstract

  • author Sabine Albert-Braun - Institut für Laboratoriumsmedizin/Krankenhaushygiene, Klinikum Frankfurt Höchst, Frankfurt am Main
  • author Alexandra Weltzien - Klinik für Kinderchirurgie, Klinikum Frankfurt Höchst, Frankfurt am Main
  • author Franziska Layer - Robert Koch-Institut, NRZ für Staphylokokken und Enterokokken, Wernigerode
  • author Guido Werner - Robert Koch-Institut, NRZ für Staphylokokken und Enterokokken, Wernigerode

Infektiologie Update 2016. 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Rostock, 06.-08.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16peg32

doi: 10.3205/16peg32, urn:nbn:de:0183-16peg321

Veröffentlicht: 30. September 2016

© 2016 Albert-Braun et al.
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Gliederung

Text

Infektionen mit CA-MRSA gelten in Deutschland nach wie vor als selten [1], [2], [3]. Im Klinikum Frankfurt Höchst (KFH) fällt seit einigen Jahren auf, dass das Auftreten von MRSA bei Kindern vor allem im Bereich der Kinderchirurgie anzusiedeln ist. Seit 2012 wurden deshalb in der mikrobiologischen Abteilung des KFH kindliche MRSA-Isolate asserviert und zur molekularbiologischen Typisierung an das NRZ für Staphylokokken gesandt. In der Zeit von 2012 bis 2015 wurden bei stationärer Aufnahme 42 kindliche MRSA-Infektionen diagnostiziert: Bei 2/42 (4,7%) Kindern handelte es sich um HNO-Infektionen mit HA-MRSA (1x spa-Typ t003 („Rhein-Hessen-Epidemiestamm“), 1x spa-Typ t032 („Barnim-Epidemiestamm“). In 40/42 (95,2%) Fällen wurden CA-MRSA (Alter 0–17 Jahre, Median=4) diagnostiziert, die zu 80% PVL positiv waren. Die MRSA-Isolate waren gegenüber Clindamycin, Rifampicin und Cotrimoxazol zu über 95% empfindlich (s. Tabelle 1 [Tab. 1]).

Mittels molekularer Typisierung konnte gezeigt werden, dass die 40 CA-MRSA verschiedenen klonalen Linien angehören; am häufigsten (n=8) wurde der sog. Bengal Bay Clone erhalten (s. Abbildung 1 [Abb. 1]). Bei 36/40 (90%) Kindern bestand ein Migrationshintergrund. In 39/40 (97,5%) Fällen handelte es sich um Haut- bzw. Weichteil-Infektionen unterschiedlicher Lokalisationen (am häufigsten Gluteal- und Analabszesse), weshalb die meisten Kinder zur Abszeßspaltung im KFH vorgestellt wurden. Nur in 6/40 (15%) Fällen wurden zusätzliche Keime isoliert, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass mindestens in 85% der Fälle der CA-MRSA die Infektionsursache war. Die chirurgische Intervention (Inzision, Abszess-Spaltung etc.) war in den meisten Fällen ausreichend. Häufig waren die Kinder zum Zeitpunkt der mikrobiologischen Ergebnismitteilung bereits entlassen, nur in ca.10% der Fälle wurde eine antibiotische Therapie gegen MRSA durchgeführt.

Im Beobachtungszeitraum 2012–2015 wurde in der Kinderchirurgie des KFH S. aureus als häufigster Keim bei kindlichen Abszessen isoliert (173/295 [58,6%]), wovon zu 29,5% MRSA bzw. 70,5% MSSA nachgewiesen wurde. Die vorliegenden Ergebnisse lassen vermuten, dass CA-MRSA in Deutschland unterdiagnostiziert sind und erfordern weiterführende Studien. Kliniker und niedergelassene Ärzte sollten deshalb zur mikrobiologischen Probenentnahme bei Abszessen bzw. die Mikrobiologen zur Einsendung der MRSA-Stämme an das NRZ aufgefordert werden [4], [5].


Literatur

1.
Linde H, Wagenlehner F, Strommenger B, Drubel I, Tanzer J, Reischl U, Raab U, Höller C, Naber KG, Witte W, Hanses F, Salzberger B, Lehn N. Healthcare-associated outbreaks and community-acquired infections due to MRSA carrying the Panton-Valentine leucocidin gene in southeastern Germany. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2005 Jun;24(6):419-22. DOI: 10.1007/s10096-005-1341-7 Externer Link
2.
Witte W. Community-acquired methicillin-resistant Staphylococcus aureus: what do we need to know? Clin Microbiol Infect. 2009 Dec;15 Suppl 7:17-25. DOI: 10.1111/j.1469-0691.2009.03097.x Externer Link
3.
Schaumburg F, Köck R, Mellmann A, Richter L, Hasenberg F, Kriegeskorte A, Friedrich AW, Gatermann S, Peters G, von Eiff C, Becker K. Population dynamics among methicillin-resistant Staphylococcus aureus isolates in Germany during a 6-year period. J Clin Microbiol. 2012 Oct;50(10):3186-92. DOI: 10.1128/JCM.01174-12 Externer Link
4.
Layer F, Werner G. Eigenschaften, Häufigkeit und Verbreitung von MRSA in Deutschland – Update 2011/2012. Epid Bull. 2013;21:187-93.
5.
Layer F, Werner G. Eigenschaften, Häufigkeit und Verbreitung von MRSA in Deutschland – Update 2013/2014. Epid Bull. 2015;31:303-9.