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Infektiologie Update 2016: 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

06.-08.10.2016, Rostock

Resistenzsituation von HCV – Ist eine Testung sinnvoll?

Meeting Abstract

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  • author Jörg Timm - Institut für Virologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Andreas Walker - Institut für Virologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Nadine Lübke - Institut für Virologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Elena Knops - Institut für Virologie, Universitätsklinikum Köln, Köln
  • author Rolf Kaiser - Institut für Virologie, Universitätsklinikum Köln, Köln

Infektiologie Update 2016. 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Rostock, 06.-08.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16peg02

doi: 10.3205/16peg02, urn:nbn:de:0183-16peg024

Veröffentlicht: 30. September 2016

© 2016 Timm et al.
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Gliederung

Text

Mit der Zulassung von spezifischen Inhibitoren gegen HCV („direct-acting antivirals“, DAA) ergibt sich die Frage, ob die Entwicklung von Resistenzen von klinischer Bedeutung sein wird. Für alle zugelassenen DAAs wurden mittlerweile sogenannte Resistenz-assoziierte Substitutionen (RAS) beschrieben und in den meisten Patienten mit Therapieversagen wurden RAS nach der Therapie nachgewiesen. In Abhängigkeit von der viralen Fitness können diese RAS für nur wenige Tage bis zu vielen Monaten nachweisbar bleiben. Obwohl es zwischen den zugelassenen Medikamenten der gleichen Substanzklasse erhebliche Kreuzresistenzen gibt, ist erwartungsgemäß die Wirksamkeit von Medikamenten aus den anderen Substanzklassen nicht eingeschränkt. Die beschriebenen RAS in HCV wurden unter Beteiligung der Institute für Virologie in Düsseldorf, Köln und Heidelberg, dem Labor Berg in Berlin und dem Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken zusammengetragen und bewertet. Eine Liste kann unter der Seite http://hcv.geno2pheno.org abgerufen werden und ist Grundlage des frei über das Internet verfügbaren Interpretationssystems geno2pheno[HCV], mit dem eine automatisierte Bewertung von Virussequenzen hinsichtlich (Sub-) Genotyp sowie die Resistenzinterpretation gegen die zugelassenen DAAs vorgenommen werden kann.

Welchen Stellenwert kann bei der heutigen Therapie der Hepatitis C zukünftig eine genotypische Resistenzbestimmung haben? Eine genotypische Resistenzbestimmung erscheint dann sinnvoll, wenn sie einen Beitrag zur Optimierung einer geplanten Therapie leisten kann. Einige RAS werden auch in therapie-naiven Patienten beobachtet und können damit den Erfolg einer Therapie beeinflussen. Durch den Einsatz von Kombinationstherapien aus unterschiedlichen Substanzklassen kann das Risiko für ein Therapieversagen deutlich minimiert werden, wodurch trotz Vorliegen von RAS hohe Heilungsraten möglich sind. Ein Vorteil eines personalisierten Therapieansatzes mit Hilfe der Resistenztestung könnte neben der Reduktion des Risikos von Therapieversagen auch die Identifizierung von geeigneten Patientenkandidaten für eine verkürzte oder vereinfachte Therapie sein. Obwohl es keine generelle Empfehlung für die Durchführung einer Resistenztestung vor Therapie gibt, ist mittlerweile vor dem Einsatz einzelner DAA-Kombinationen laut Zulassung eine Testung vorgesehen. Darüber hinaus scheint es in speziellen Patientenkollektiven (z.B. nach erfolgloser Vortherapie mit einem DAA) einen Nutzen zu geben. Damit die Bedeutung der Resistenztestung von HCV in Zukunft besser definiert werden kann, muss eine systematische Auswertung der Therapieerfolge und vor allem der Therapieversager inklusive einer Bewertung der genotypischen Resistenztestung vor Therapiebeginn vorgenommen werden.