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Infektiologie Update 2014: 24. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

16. - 18.10.2014, Weimar

Epidemiologie von invasiven und nichtinvasiven Pneumokokken in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Gert Höffken - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Med. Klinik I – Pneumologie, Dresden

Infektiologie Update 2014. 24. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Weimar, 16.-18.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14peg13

doi: 10.3205/14peg13, urn:nbn:de:0183-14peg134

Veröffentlicht: 2. Oktober 2014

© 2014 Höffken.
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Gliederung

Text

Pneumokokken sind die häufigsten Erreger der ambulant erworbenen Pneumonie, der Otitis media und der akuten Sinusitis sind. Angetroffen werden sie auch bei Bakteriämien und bei Meningitiden. Aufgrund der unterschiedlichen Prognose werden die Infektionen in invasive und nicht invasive Verlaufsformen eingeteilt. Von invasiven Infektionen wird dann gesprochen, wenn die Pneumokokken aus sterilen Materialien wie Blut, Liquor oder Pleurapunktat nachgewiesen werden können. Es sind grampositive, bekapselte Diplokokken, wobei bis heute 94 unterschiedliche Serotypen differenziert werden. Die Polysaccharidkapsel schützt die Pneumokokken vor der Ingestion und dem intrazellulären Killing durch Makrophagen. Erst durch Bildung von opsonierenden Antikörper kommt es zu einer effektiven „innate immunity“ mit Opsonophagozytose der Erreger.

Pneumokokken können die Schleimhäute der oberen Atemwege (Nase, Mund) besiedeln, ohne dort eine Infektion hervorzurufen. Diese Kolonisation durch Pneumokokken ist im Kleinkind- und Kindesalter hoch. Untersuchungen zeigen, dass ca. 50% der Kleinkinder mit Pneumokokken kolonisiert sind [1]. Im Laufe des Lebens nimmt – mit zunehmender Ausbildung der Immunität – die Trägerrate kontinuierlich ab und beläuft sich im Erwachsenenalter auf nur noch ca. 5% [2].

Pneumokokkeninfektionen betreffen vorwiegend Menschen mit einem kompromittierten Immunsystem. So können sie gehäuft bei Kleinkinder mit noch fehlender Reifung des Immunsystems und bei älteren Personen mit Immunseneszenz nachgewiesen werden sowie bei Personen mit Grunderkrankungen. Das relative Risiko, eine Pneumokokkeninfektion zu entwickeln, ist im Vergleich zur gesunden Normalbevölkerung signifikant erhöht bei D. mellitus, chronischen Herz- und Lungenerkrankungen, bei Tumorpatienten, HIV-Patienten und Patienten mit hämatologischen Systemerkrankungen. Die höchste Krankheitslast – definiert als das Produkt aus Inzidenz und Letalität – hat die ambulant erworbene Pneumonie (CAP). Die höchste Letalität weisen invasive Pneumokokkeninfektionen auf, die Morbidität wird durch die Schwere der Grunderkrankungen bestimmt. Mit Einführung des Pneumokokkenkonjugatimpfstoffes in Deutschland ist es zu einer progredienten Abnahme der Inzidenzzahlen relevanter Pneumokokkeninfektionen gekommen.


Literatur

1.
Bogaert D, van Belkum A, Sluijter M, Luijendijk A, de Groot R, Rümke HC, Verbrugh HA, Hermans PW. Colonisation by Streptococcus pneumoniae and Staphylococcus aureus in healthy children. Lancet. 2004 Jun 5;363(9424):1871-2. DOI: 10.1016/S0140-6736(04)16357-5 Externer Link
2.
Dagan R, Melamed R, Muallem M, Piglansky L, Greenberg D, Abramson O, Mendelman PM, Bohidar N, Yagupsky P. Reduction of nasopharyngeal carriage of pneumococci during the second year of life by a heptavalent conjugate pneumococcal vaccine. J Infect Dis. 1996 Dec;174(6):1271-8. DOI: 10.1093/infdis/174.6.1271 Externer Link