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Infektiologie Update 2014: 24. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

16. - 18.10.2014, Weimar

Nicht immer sind Antibiotika bei einem positiven Harnkulturbefund notwendig

Meeting Abstract

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  • Kurt G. Naber - Technische Universität München, München

Infektiologie Update 2014. 24. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Weimar, 16.-18.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14peg10

doi: 10.3205/14peg10, urn:nbn:de:0183-14peg103

Veröffentlicht: 2. Oktober 2014

© 2014 Naber.
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Gliederung

Text

Harnwegsinfektionen (HWI) gehören zu den häufigsten bakteriell bedingten Infektionen. Mit der Einführung der sog. signifikanten Bakteriurie, sollte ursprünglich zwischen einer echten (behandlungsbedürftigen) Bakteriurie und einer Kontamination unterschieden werden.

Heute geht es aber vor allem auch darum, dass eine klinisch symptomatische HWI von einer asymptomatischen Bakteriurie (unabhängig von der Keimzahl) unterschieden wird, da letztere nicht eine Infektion, sondern eine Kolonisation darstellt und deshalb in der Regel auch nicht behandelt werden soll. Eine Behandlung kann u.U. sogar kontraproduktiv sein, da durch eine bakterielle Interferenz die Rezidivhäufigkeit ggf. sogar gesenkt werden kann.

Eine akute Zystitis kann auch bei sehr kleinen Keimzahlen entsprechend uropathogener Erreger, vor allem Escherichia coli, vorliegen, die häufig in der bakteriologischen Routinediagnostik nicht erfasst werden. Für die antimikrobielle Therapie sollten nach den geltenden Leitlinien vor allem die älteren oralen Antibiotika (Fosfomycintrometamol, Nitrofurantoin, Pivmecillinam) verwendet werden, da gegenüber diesen Antibiotika die Empfindlichkeit von E. coli noch über 90% liegt.

Bei neueren Therapiekonzepten steht nicht mehr die Beseitigung der bakteriellen Erreger, sondern die Behandlung der inflammatorischen (Über)Reaktion des Wirtes im Vordergrund. Um den Stellenwert dieser Therapieoptionen gegenüber der Standardantibiotikatherapie abzusichern, müssen die Ergebnisse der laufenden bzw. geplanten Phase 3-Studien abgewartet werden.

Damit erlangen zuverlässige klinische Messparameter sowohl für die Diagnostik als auch den Therapieverlauf zunehmende Bedeutung. Hierzu wurde der Acute Cystitis Symptom Score (ACSS) jetzt auch in deutscher Sprache entwickelt und validiert. Aufgrund seiner hohe Zuverlässigkeit, Validität und Vorhersagegenauigkeit kann er sowohl für die tägliche Praxis als auch für klinische Studien zur Diagnose einer akuten unkomplizierten Zystitis bei Patientinnen verwendet werden.