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Infektiologie Update 2014: 24. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

16. - 18.10.2014, Weimar

Urogenitale Infektionen in der Gravidität

Meeting Abstract

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  • Udo B. Hoyme - Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, St. Georg Klinikum Eisenach, Eisenach

Infektiologie Update 2014. 24. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Weimar, 16.-18.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14peg06

doi: 10.3205/14peg06, urn:nbn:de:0183-14peg066

Veröffentlicht: 2. Oktober 2014

© 2014 Hoyme.
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Gliederung

Text

Die Mehrzahl der bei aufgestiegenen Infektionen aus Harntrakt, Vagina, Zervix und Fruchtwasserhöhle nachweisbaren Mikroorganismen ist im Wesentlichen der normalen Scheidenflora zuzuordnen. Für die Bewertung der konkreten Pathogenität und damit die Differenzierung zwischen Kontamination und Infektion sind u.a. die Keimkonzentration, die Lokalisation und davon in Abhängigkeit das klinische Bild entscheidend. Dies bedeutet, dass bei der gesunden Schwangeren durchaus sämtliche Bakterienarten der Mund-, Darm- und Hautflora in der Scheide auffindbar sind, z.B. also nachgewiesene E.coli bei der Diagnose Kolpitis/Zervizitis nicht der Erreger sein müssen, wohl aber bei Nachweis aus adäquat gewonnenen Proben bei Harnweginfektion oder Chorioamnionitis. Eine Ausnahme stellen selbstverständlich STI mit N. gonorrhoeae oder C. trachomatis dar.

Die physiologischen Veränderungen in der Schwangerschaft disponieren zur Harnweginfektion bzw. deren klinischer Manifestation bei okkultem Vorbestehen. Die Diagnostik der Harnweginfektion in graviditate erfolgt analog der außerhalb der Schwangerschaft unter Limitierung von Röntgenuntersuchungen. Genitale Infektionen können weitgehend mit klinischen Mitteln sowie u.a. Mikroskopie bewertet werden. Mikrobiologische Methoden sind dagegen zum Ausschluss von bakteriellen STI unerlässlich.

Für die streng zu indizierende Therapie einer Harnweginfektion vor Abschluss der 12. Schwangerschaftswoche gilt Amoxicillin als unbedenklich. Für die Zeit danach liegen bei zwangsläufig ungenügender Studienlage für einige Cefalosporine, auch für Fosfomycin und selbst für die theoretisch bedenklichen Pharmaka Gentamicin, TMP/Sulfa sowie Nitrofurantoin Empfehlungen vor. Die Kombination Clindamycin/Cefalosporin stellt eine Option bei genitaler Infektion und z.B. assoziierter Frühgeburtlichkeit dar. Wegen der in der Gravidität veränderten Pharmakokinetik und des größeren Verteilungsvolumens muss eine pharmakonspezifische Dosiserhöhung in Betracht gezogen werden. Die Einmal- oder Kurzzeittherapie in der Gravidität ist bislang nicht überzeugend etabliert, das Rezidivrisiko ist vergleichsweise hoch.


Literatur

1.
Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Leitlinie. AWMF-Reg.-Nr. 043-044. 2010. Verfügbar unter: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/043-044.html Externer Link
2.
Mylonas I, Hoyme UB. Kommentar aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft Infektiologie und Infektionsimmunologie (AGII) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Frauenarzt. 2011;52:116.