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Viral-bedingte respiratorische Krankenhausinfektionen
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2014 |
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In den letzten Jahren führte eine deutliche Verbesserung der virologischen Untersuchungs-möglichkeiten dazu, dass die wissenschaftliche Evidenz epidemiologischer Daten zu viral-bedingten respiratorischen Erkrankungen im ambulanten und stationären Bereich stetig zunimmt. Eine virologische Diagnostik zur Aufdeckung nosokomial erworbener akuter respiratorischer Infektionen (ARI) oder der hospital-acquired pneumoniae (HAP) wird bisher allerdings nur in Einzelfällen oder Ausbruchssituationen durchgeführt. Umfassende evidenz-basierte Daten zur Prävalenz nosokomial erworbener viraler ARI und zu klinischen Algorithmen fehlen. Aufgrund ihrer leichten Übertragbarkeit über Tröpfchen- oder Schmierinfektion stellen ARI und HAP im Krankenhaus ein großes Gefährdungspotenzial dar. Patienten, das medizinische Personal oder Besucher sind als Infektionsquellen in Betracht zu ziehen.
Besonders gefährdet sind immunsupprimierte Patienten, denn aufgrund einer oftmals nicht eindeutigen Symptomatik, einer erhöhten Morbidität und Mortalität, sowie einer verlängerten Virussauscheidung stellen immunsupprimierte Patienten eine besondere Herausforderung dar. Dies wurde beispielsweise im Rahmen eines großen RSV-Ausbruchs auf einer onkologischen Station deutlich, der über mehrere Wochen andauerte und 12 Todesfälle verursachte [1].
Auch nosokomiale Influenzavirus-Infektionen sind im Winter ein regelmäßig wiederkehrendes Problem. Unsere eigenen Daten zeigten in zwei aufeinanderfolgenden Influenzasaisons eine Rate von 21% nosokomialer Übertragungen. Giannella und Mitarbeiter konnten kürzlich zeigen, dass während der Wintermonate eine Influenza bei etwa einem Drittel der intensivpflichtigen Patienten mit respiratorischer Symptomatik nachzuweisen war. Interessanterweise wurde bei der Hälfte der Fälle eine Influenza klinisch nicht vermutet. Die Influenza wurde von 42% der Patienten nosokomial erworben [2].
Neben bekannten Erregern treten auch bei neu auftretenden respiratorischen Erregern wie dem Middle-East-Respiratory-Syndrome (MERS) Coronavirus nosokomiale Übertragungen auf [3].
Zusammenfassend erlaubt eine moderne molekularbiologische Diagnostik den sensitiven und schnellen Nachweis respiratorischer Viren und sollte konsequent bei Verdacht auf nosokomiale Übertragungen veranlasst werden. Neben dem frühen Erkennen sollte als wichtige prophylaktische Maßnahme die regelmäßige Influenza-Impfung des medizinischen Personals dringend verbessert werden.
Literatur
- 1.
- Geis S, Prifert C, Weissbrich B, Lehners N, Egerer G, Eisenbach C, et al. Molecular characterization of a respiratory syncytial virus outbreak in a hematology unit in Heidelberg, Germany. J Clin Microbiol. 2013;51(1):155-62. DOI: 10.1128/JCM.02151-12
- 2.
- Giannella M, Rodriguez-Sanchez B, Roa PL, Catalan P, Munoz P, de Viedma DG, et al. Should lower respiratory tract secretions from intensive care patients be systematically screened for influenza virus during the influenza season? Crit Care. 2012;16(3):R104. DOI: 10.1186/cc11387
- 3.
- Penttinen PM, Kaasik-Aaslav K, Friaux A, Donachie A, Sudre B, Amato-Gauci AJ, Memish ZA, Coulombier D. Taking stock of the first 133 MERS coronavirus cases globally – Is the epidemic changing? Euro Surveill. 2013;18(39):pii=20596. Available from: http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=20596