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Die Entwicklung und Evaluation eines Fortbildungskonzeptes zur Förderung der partizipativen Entscheidungsfindung in der hausärztlichen Versorgung depressiver Patienten
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Veröffentlicht: | 15. Juni 2004 |
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Hintergrund
11,5 % der deutschen Bevölkerung erfüllten im vorangegangenen Jahr die Kriterien einer depressiven Störung [1]. Etwa 80 % dieser Patienten werden von ihrem Hausarzt versorgt [2]. Die Erkennensrate depressiver Störungen und die Leitlinienorientierung bei der Behandlung ist unzureichend [3], woraus sich hoher Fortbildungsbedarf ableiten lässt. Bisherige Studienergebnisse deuten daraufhin, dass die stärkere Beteiligung von depressiven Patienten bei der Entscheidungsfindung die Akzeptanz der Patienten bezüglich therapeutischer Maßnahmen erhöht [4]. Ein spezifisches Fortbildungskonzept wurde entwickelt und evaluiert, um die partizipative Entscheidungsfindung in der Grundversorgung der Depression zu fördern.
Methoden
Auf der Grundlage empirischer Ergebnisse zu Fortbildungsmaßnahmen für Hausärzte [5] wurde ein Fortbildungsansatz entwickelt, um spezifische Kompetenzen bezüglich Diagnostik, Therapie, Patienteninformation, Psychoedukation, Gesprächsführung und partizipative Entscheidungsfindung zu erhöhen. An den Veranstaltungen, die während fünf Unterrichtseinheiten zu je drei Stunden im Zeitraum Mai bis Oktober 2003 unter Beteiligung von Vertretern der Patientenselbsthilfe und von Angehörigen durchgeführt wurden, haben 20 Hausärzte teilgenommen. Die Vermittlung der Inhalte erfolgte in Form von Plenarvorträgen, Fallbesprechungen, Videodokumenten, Kleingruppendiskussionen und Rollenspielen. Die Fortbildung wurde anhand eines Fragebogens evaluiert. Nach einer Zeitspanne von 3-5 Monaten wurden die teilnehmenden Ärzte erneut befragt, um den Praxistransfer des Konzeptes zu überprüfen.
Ergebnisse
94,1 % der beteiligten Ärzte waren mit dem Fortbildungsprogramm zufrieden oder sehr zufrieden. Bei 76,5 % konnten die Erwartungen an das Fortbildungsprogramm voll erfüllt werden, bei 23,5 % wurden die Erwartungen sogar weit übertroffen. 94,1 % der Ärzte beurteilen das Konzept der partizipativen Entscheidungsfindung als sinnvoll in der Behandlung depressiver Patienten. 88,2 % schätzen die Möglichkeit, die partizipative Entscheidungsfindung in die alltägliche Praxis umsetzen zu können, als hoch oder sehr hoch ein.
Schlussfolgerung
Insgesamt wurde das Konzept der Fortbildungsveranstaltungen von den Hausärzten sehr positiv bewertet. Trotz der anfänglichen Befürchtung der Hausärzte, dass die partizipative Entscheidungsfindung bei depressiven Patienten schwer realisierbar sei, wurde die Umsetzung des Konzeptes auch in dieser Patientengruppe als durchführbar eingeschätzt. In einer Zielvereinbarung erklärten alle Hausärzte der Studie, die partizipative Entscheidungsfindung zukünftig einsetzen zu wollen.
Literatur
- 1.
- Wittchen, H.-U.(2000) Die Studie "Depression 2000". Eine bundesweite Depressions-Screening-Studie in Allgemeinarztpraxen. Fortschritte der Medizin, 118 (suppl. I): 1-3.
- 2.
- Richter-Kuhlmann, E. A. (2004) Psychiater: Ohne Hausärzte geht es nicht. Deutsches Ärzteblatt, 101, 1-2, 14
- 3.
- Härter M., Bermejo, I., Schneider, F., Gaebel, W., Niebling, W. & Berger M. (2003) Umfassendes ambulantes Qualitätsmanagement in der Versorgung depressiver Patienten. Zeitschrift für ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung, 97, Supplement IV, 9-15
- 4.
- Von Korff, M., Gruman, J., Schaefer, J., Curry, S. & Wagner, E. (1997). Essential elements for collaborative management of chronic illness. Annals of Internal Medicine; 127: 1097-1102.
- 5.
- Hodges, B., Inch, C., Silver, I. (2001). Improving the psychiatric knowledge, skills, and attitudes of primary care physicians, 1950 - 2000: A Review. American Journal of Psychiatry, 158, 1579-1586.