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Bereuen der Therapieentscheidung bei Prostatakarzinom-Langzeitüberlebenden nach radikaler Prostatektomie
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2023 |
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Einleitung: Zur Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms (PCa) stehen mehrere Therapieoptionen zur Verfügung. Nach radikaler Prostatektomie (RP) kann das Auftreten postoperativer Komplikationen, funktionelle Einschränkungen oder eine Progression der Erkrankung unter PCa-Langzeitüberlebenden zum Bereuen der Therapieentscheidung (BT) führen. Während der Zusammenhang zwischen postoperativer Funktionseinschränkungen und BT bereits intensiv erforscht wurde, ist der Einfluss psychologischer Parameter auf BT noch unklar. Folgende Querschnittstudie untersucht die Häufigkeit von BT und dessen Prädiktoren nach RP.
Methode: Für diese Studie wurden die im Jahr 2020 versendeten, jährlichen Nachsorgebögen von 3.408 Patienten der multizentrischen Datenbank „Familiäres Prostatakarzinom“ ausgewertet. Neben sozio-demographischen und klinisch-pathologischen Parametern wurden folgende Parameter durch validierte Fragebögen erhoben: Bereuen der Therapieentscheidung, Art der Entscheidungsfindung (passiv/partizipativ/aktiv), PCa- und PSA-Test-spezifische Angst, Depressivität, Angst und Lebensqualität. Der Zusammenhang dieser Parameter mit BT wurde mittels multivariabler logistischer Regressionsanalyse untersucht.
Ergebnisse: Das mittlere Alter nach RP betrug 78,8 (SD 6,5) Jahre, das mittlere Follow-Up betrug 16,5 (SD 3,8) Jahre. Insgesamt gaben 10,9% der PCa-Langzeitüberlebenden BT an. Das Alter bei Befragung, Zeit seit RP und die Schulbildung waren nicht mit BT assoziiert (p>0,05). Es zeigte sich ein signifikant höheres Risiko (OR [95%-KI]) für das Auftreten von BT bei Vorliegen einer organbegrenzten Erkrankung (1,39 [1,02-1,91]), eines biochemischen Rezidivs (1,34 [1,00-1,80]), PSA-Test-spezifischer-Angst (1,88 [1,17-3,01]), Depressivität (2,32 [1,52-3,53]) und niedriger Lebensqualität (1,69 [1,28-2,24]). Eine partizipative Entscheidungsfindung war mit einem niedrigeren Risiko für BT assoziiert als eine passive Entscheidungsfindung (0,59 [0,41-0,86]).
Schlussfolgerung: Auch 16 Jahre nach RP können PCa-Langzeitüberlebende ihre Therapieentscheidung bereuen. Die Ergebnisse unterstreichen den Stellenwert der partizipativen Entscheidungsfindung bei Therapieentscheidung. Im Rahmen der regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen sollte auf Symptome psychischer Belastung geachtet werden, um frühzeitig zusätzliche Unterstützung anbieten zu können.