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49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

04.05. - 06.05.2023, Linz, Österreich

Fusionsbiopsie bei 75+ Patienten: Histologie, Therapie und Lebensqualität

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Angelika Marschütz
  • Ursula Stoces - Klinik Favoriten, Wien, Österreich
  • Christine Meyer - Klinik Favoriten, Wien, Österreich
  • Stephan Madersbacher - Klinik Favoriten, Wien, Österreich

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Linz, Österreich, 04.-06.05.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23oegu66

doi: 10.3205/23oegu66, urn:nbn:de:0183-23oegu668

Veröffentlicht: 2. Mai 2023

© 2023 Marschütz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Obwohl sich alle relevanten Leitlinien gegen eine PSA-basierte Vorsorge bei 75+ Patienten aussprechen wird diese in der Praxis häufig durchgeführt und induziert unter Umständen eine Prostatabiopsie. Ziel dieser Untersuchung war es die Biopsieergebnisse, die Ersttherapie sowie die Lebensqualität nach der Biopsie bei 75+ Patienten zu erfassen.

Methoden: Es wurde eine unizentrische, retrospektive Analyse einer kontinuierlich geführten prospektiven Datenbank durchgeführt, wobei Excel und SPSS zum Einsatz kamen. Eingeschlossen wurden Patienten, die zum Zeitpunkt der Biopsie 75+ waren. Alle Patienten erhielten eine technische Fusionsbiopsie mit dem BioJetTM System. Zusätzlich wurde die initiale Therapie erhoben sowie die Lebensqualität mit einem postalisch zugesandten EPIC-Fragebogen bei Patienten mit positiver Histologie.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 96 Patienten mit einem mittleren Alter von 78 Jahren (75–89 Jahre) und einem durchschnittlichen PSA-Wert von 11.3 ng/ml (2–38 ng/ml) biopsiert. Die PIRADS-Verteilung war: PIRADS 3: n=4, PIRADS 4: n=54 und PIRADS 5: n=36. Insgesamt waren 71 Biopsien (74%) positiv. Ein Prostatakarzinom war bei PIRADS 3 in 20%, bei PIRADS 4 in 70.4% und bei PIRADS 5 in 91.4% nachweisbar. Die ISUP Verteilung war: 1: 20.7%, 2: 39.7%, 3: 29.3%, 4: 8.6%, 5: 1.7%. Die initiale therapeutische Strategie nach dem PIRADS Grad war: PIRADS 3: wait/see n=1; PIRADS 4: Bestrahlung 50%, wait&see: 26%, RPE: 5%, Hormontherapie: 5%; unklar: 13%. Die entsprechenden Prozentsätze bei PIRADS 5 waren: 59%, 9%, 3%, 16% und 13%. Die Analyse der Lebensqualität wurde anhand des EPIC-Fragebogens einmal durchschnittlich 30 Monate nach der Biopsie erhoben. In der gesamten Kohorte gaben 28.6% einen unfreiwilligen Harnverlust an (wait/see: 27.3%, Bestrahlung: 33.3%), 30.3% hatten ein großes Problem mit Nykturie, 23.5% gelegentlich einen blutigen Stuhlgang (wait/see: 11.1%, Bestrahlung: 33.3%). 55% gaben an, in den letzten 4 Wochen keine Erektion gehabt zu haben (wait/see: 38%, Bestrahlung: 57%). 22.9% der Gesamtkohorte berichteten über Hitzewallungen, 57.1% fühlten sich deprimiert, 71.4% kraftlos.

Schlussfolgerung: Obwohl nicht empfohlen, sind ungefähr 25% der Patienten in unserer Prostatabiopsie-Datenbank über 75 Jahre. In dieser Kohorte hatten etwa 40% ein ISUP >2, eine aktive Therapie wurde in über der Hälfte der Patienten initiiert. Die Lebensqualität dieser Patienten ist 30 Monate nach der Biopsie – vermutlich auch altersbedingt – deutlich kompromittiert, mit nur moderaten Unterschieden zwischen den verschiedenen Therapiestrategien.