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Die intravesikale Applikation von BCG induziert eine angeborene Immunreaktionen gegen SARS-CoV-2 beim Urothelkarzinom: Eine Premiere
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2023 |
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Einleitung: Das BCG Maintenance Schema wurde während der COVID-19-Pandemie laut EAU Empfehlungen angepasst. Die BCG-Impfung kann die angeborene Immunantwort über den Mechanismus der „trained immunity“ (TI) verstärken, was zu einer erhöhten Resistenz gegen Virusinfektionen der Atemwege führt. Das Ziel ist es hier erstmalig zu prüfen, ob die intravesikale Anwendung von BCG bei Patienten mit nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom (NMIBC) möglicherweise auch eine erhöhte Immunität gegen SARS-CoV-2 auslöst.
Methode: Dynamische Serumproben und periphere mononukleäre Blutzellen (PBMCs) aus heparinisierten Vollblutproben von ungeimpften SARS-CoV-2-naiven Hochrisiko-NMIBC-Patienten wurden (vor und während BCG) in einer Prä-COVID-19-Ära (2014–2015) gesammelt. Die Patienten unterzogen sich einer 6-wöchigen intravesikalen BCG-Induktion, gefolgt von 3-wöchentlichen Erhaltungsbehandlungen über einen Zeitraum von bis zu 36 Monaten. Die Seren wurden auf das Vorhandensein von SARS-CoV-2 neutralisierenden Antikörpern untersucht. Unter Verwendung eines SARS-CoV-2-Peptidpools wurden die virusspezifischen T-Zellen mittels IFNg-ELISpot-Assays quantifiziert. Nach einer 24-stündigen Stimulation von PBMCs mit BCG oder SARS-CoV-2-Wildtyp wurden die mRNA- und Proteinexpressionsniveaus von pro- und anti-inflammatorischen Zytokinen analysiert. ATAC-Sequenzierung wurde durchgeführt, um eine mögliche epigenetische Reprogrammierung in Immunzellen zu identifizieren.
Ergebnisse: Wir konnten weder SARS-CoV-2-neutralisierende Antikörper noch SARS-CoV-2-reaktive T-Zellen nachweisen, was darauf hindeutet, dass intravesikales BCG keine adaptive Immunität gegen SARS-CoV-2 induziert. Allerdings konnte nach bereits 4 intravesikalen BCG-Instillationen ein signifikanter Anstieg der mRNA- sowie der Proteinexpression von IL-1β, IL-6 und TNFα, welche die wichtigsten Zytokine der trained immunity sind, beobachtet werden. Genomische Regionen in der Nähe von TI-Genen (TLR2, IGF1R, AKT1, MTOR, MAPK14, HSP90AA1) waren während der BCG-Induktion im Vergleich zu Baseline besser zugänglich.
Schlussfolgerung: Hier stellen wir als Premiere die ersten Ergebnisse vor, die zeigen, dass wiederholte topische BCG-Instillationen bei Hochrisiko-NMIBC Patienten auch eine angeborene Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 über „TI-Mechanismen“ induzieren. Die erhöhte Fitness des angeborenen Immunsystems, die durch wiederholte BCG-Verabreichungen hervorgerufen wird, könnte im Zusammenhang mit verschiedenen therapeutischen und präventiven Strategien in der Onkologie von essentieller Bedeutung sein. Angesichts der schützenden Wirkung durch intravesikale BCG Instillationen gegen SARS-CoV-2 sollte die stadiengerechte BCG-Therapie beim NMIBC unabhängig von der COVID-19-Pandemie immer vollständig durchgeführt werden.