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49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

04.05. - 06.05.2023, Linz, Österreich

Ist die Laparotomie gefährlich? Eine Odyssee, ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lukas Andrius Jelisejevas - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Jannik Stühmeier - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Nastasiia Artamonova - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Patricia Kink - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Alexandra Gulacsi - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Peter Rehder - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Linz, Österreich, 04.-06.05.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23oegu43

doi: 10.3205/23oegu43, urn:nbn:de:0183-23oegu437

Veröffentlicht: 2. Mai 2023

© 2023 Jelisejevas et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Eine Patientin bekommt im westeuropäischen Ausland eine Laparoskopie bei bekannter gutartiger Ovarialzyste. Postoperativ hat sie Miktionsbeschwerden. Es kommt wenig blutiger Harn. Ein später gelegter Dauerkatheter bringt keine Erleichterung. Es folgen Bildgebung mit ärztlicher Untersuchung: Drainagen ja, explorative Laparotomie nein, weil ‘zu gefährlich‘.

Methode: Eine 64-jährige Patientin lässt sich im westeuropäischen Ausland wegen einer Ovarialzyste operieren. Die Zyste am rechten Ovar wird laparoskopisch entfernt, es zeigt sich ein muzinäres Zystadenom. Postoperativ kann die Patientin trotz Völlegefühl nicht miktionieren, es kommt bloß wenig blutiger Harn. Letzendlich wird ein Dauerkatheter gelegt, ohne Erleichterung der Symptome. Ein Kontrastmittel-CT wird angefordert, und es zeigt sich ein großes intra- und extraperitoneales Harnextravasat. Der Dauerkatheter wird belassen, zusätzlich werden Pigtail-Drainagen suprapubisch perivesikal und intraperitoneal ins kleine Becken gelegt. Die Patienten erleidet zunehmend Schmerzen und ist verzweifelt. Es vergehen 2 Wochen und die behandelnden Ärzte sagen eine Laparotomie sei zu gefährlich: die Patientin rauscht in eine Sepsis.

Ergebnisse: Der Bruder der Patientin, selber Arzt, entscheidet kurzfristig die Patientin aus 1.000 km Entfernung ins Heimatkrankenhaus zu bringen. Dort angekommen ist die Patientin septisch, mit einer großen Flüssigkeitsansammlung im Unterbauch. Eine Notfall-Laparotomie folgt mit Entleerung von 500 ml Eiter suprapubisch, Adaptation einer Blasendachperforation und Anlage einer VAC-Drainage. Nach Antibiose und Stabilisierung kann die Wunde sekundär verschlossen werden.

Schlussfolgerung: Die Laparoskopie ist ohne Entleerung der Blase durchgeführt worden. Durch den Trokar wurde die Blase tangential verletzt, somit kam es zum intra- und extraperitonealen Extravasat. Die transurethrale Katheteranlage führte zu keiner ausreichenden Blasendrainage. Trotz zusätzlichen Pigtail-Drainagen wurde die Patientin zunehmend septisch. Spätestens jetzt sollte eine diagnostische/therapeutische Laparotomie erfolgen. Kann es sein, dass laparoskopisch ausgebildete Chirurgen große Hemmungen haben, eine Laparotomie durchzuführen, auch wenn es offensichtlich indiziert ist? Immerhin wäre diese Patientin fast an einer iatrogenen Sepsis verstorben.