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49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

04.05. - 06.05.2023, Linz, Österreich

Retrospektive histologische Reevaluation von Orchiektomiepräparaten nach Hodentorsion – Zeit für einen Strategiewechsel?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Barbara Nübel - Urologische und Kinderurologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Marios Marcou - Urologische und Kinderurologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Arndt Hartmann - Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Bernd Wullich - Urologische und Kinderurologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Hendrik Apel - Urologische und Kinderurologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Karin Hirsch-Koch - Urologische und Kinderurologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Linz, Österreich, 04.-06.05.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23oegu24

doi: 10.3205/23oegu24, urn:nbn:de:0183-23oegu246

Veröffentlicht: 2. Mai 2023

© 2023 Nübel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Nach heutigem medizinischem Standard sollte bei intraoperativem makroskopischen Verdacht einer irreversiblen Hodenischämie nach Hodentorsion eine sofortige Orchiektomie erfolgen. Aufgrund fehlender objektiver Kriterien bei der Beurteilung der Vitalität des Hodens hängt das Schicksal des betroffenen Hodens intraoperativ allein von dem Ermessen und der Erfahrung des Operateurs ab. In dieser Studie wird retrospektiv die Frage gestellt, ob die Entscheidung zur Durchführung einer Orchiektomie, aus retrospektiver Sicht, immer richtig war.

Material und Methode: Eine retrospektive Analyse aller Patienten mit einer bestätigten Hodentorsion, die zwischen 2001 und 2021 in unserem Zentrum operiert worden sind, wurde durchgeführt. Alle Orchiektomiepräparate wurden von einem erfahrenen Pathologen nach dem Mikuz-Grading-System histologisch reevaluiert.

Ergebnisse: Bei 48 der 136 operierten Patienten (35%) mit einer Hodentorsion wurde eine sofortige Orchiektomie durchgeführt. Bei fünf (10,4%) der 48 Orchiektomiepräparate zeigte sich eine „Grad 1“-Schädigung des testikulären Parenchyms und bei siebzehn (35,4%) eine „Grad 2“ Schädigung. Die Zeit zwischen dem Auftreten der Symptome und der chirurgischen Exploration betrug bei drei der fünf Patienten mit einer „Grad 1“-Hodenschädigung mehr als zwölf Stunden, in einem Fall sogar mehr als 24 Stunden.

Schlussfolgerung: Eine „Grad 1“-Schädigung des testikulären Parenchyms ist möglicherweise reversibel, während das Schicksal eines Hodens mit einer „Grad 2“-Schädigung unbekannt bleibt. Unsere Studie zeigt, dass die Dauer der Symptome kein absoluter Indikator für eine Hodenschädigung ist und dass die Entscheidung, ob eine Orchiektomie durchgeführt werden sollte, allein aufgrund des subjektiven makroskopischen Bildes des betroffenen Hodens nicht immer richtig ist.