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Urologisches Management bei Demenzerkrankten mit LUTS
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Veröffentlicht: | 19. Mai 2015 |
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Bis noch vor wenigen Jahren war die Kernkompetenz der Neuro-Urologie das Management von Patienten mit Querschnittlähmung, Myelomeningocele (MMC) und Multipler Sklerose (MS). Mit der zunehmenden Alterung unserer Bevölkerung nehmen zerebrale Erkrankungen, insbesondere die Demenzen, stark zu. Während Querschnittgelähmte, MMC- und z.T. auch MS-Patienten in spezialisierten Einrichtungen urologisch betreut werden können, obliegt es dem nicht spezialisierten Urologen in der Praxis, Patienten mit zerebralen Erkrankungen und Blasenbeschwerden zu betreuen. Dazu muss der Urologe wissen, bei welchen neurologischen Erkrankungen welche LUTS wann und mit welcher Häufigkeit auftreten. Behandlungsguidelines fehlen. Das Neuro-Urology Promotion Committee der International Continence Society (ICS) hat nun Guidelines entwickelt, die sich bei Demenzkranken folgende Empfehlungen beinhalten:
Die verschiedenen Formen der Demenz verursachen unterschiedliche Blasenbeschwerden, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Krankheitsverlauf LUTS verursachen und deshalb eine unterschiedliche Behandlung erfordern. Zu den häufigsten Demenzformen gehören der Morbus Alzheimer - MA (50%), die vaskuläre Demenz - VD (20%), die Lewy-Body-Demenz - LBD (10%) und der Normaldruckhydrocephalus - NDH (5%). Anhand von MA und LBD werden die erwähnten Unterschiede aufgezeigt. Bei MA sind LUTS ein Spätsymptom und manifestieren sich mit einer „Unawareness Urinary Incontinence“. Die Behandlung besteht in einem frühzeitig etablierten Toilettentraining, Antimuscarinika können durch Vergrößerung der Blasenkapazität das Training erleichtern. Bei der LBD hingegen treten Symptome der überaktiven Blase schon früh, mitunter schon vor einer auffälligen Demenz auf. Sie sprechen gut auf Antimuscarinika an. Eine von uns früher durchgeführte urodynamisch kontrollierte Studie zeigt diese Unterschiede [1].
Cholinesterase-Hemmern (ChE-H) stellen die Basistherapie der Demenz dar. Bei gleichzeitiger Einnahme von Antimuscarinika sind deshalb solche zu bevorzugen, die möglichst wenig zerebrale Nebenwirkungen verursachen. Wegen der häufigen Co-Morbiditäten ist auch bei diesen Patienten eine urologische Basisdiagnostik erforderlich, um nicht-neurogene urologische Beschwerden zu erfassen.