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70. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

03.04. - 04.04.2025, Münster

Aufschlüsselung der progressiven Erkrankung (PD) unter Immuntherapie: Entwicklung einer modifizierten PD-Klassifikation

Meeting Abstract

  • Jonas Saal - Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bonn, Deutschland
  • Markus Eckstein - Universitätsklinikum Erlangen, Institut für Pathologie, Erlangen, Deutschland
  • Manuel Ritter - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Bonn, Deutschland
  • Peter Brossart - Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bonn, Deutschland
  • Julian Luetkens - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Bonn, Deutschland
  • Jörg Ellinger - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Bonn, Deutschland
  • Viktor Grünwald - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Innere Medizin (Tumorforschung) und Klinik für Urologie, Interdisziplinäre Urogenitale Onkologie am Westdeutschen Tumorzentrum, Essen, Deutschland
  • Michael Hölzel - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Experimentelle Onkologie, Bonn, Deutschland
  • presenting/speaker Niklas Klümper - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Bonn, Deutschland; Universitätsklinikum Bonn, Institut für Experimentelle Onkologie, Bonn, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e.V.. 70. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 03.-04.04.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. DocV 1.23

doi: 10.3205/25nrwgu23, urn:nbn:de:0183-25nrwgu238

Veröffentlicht: 2. April 2025

© 2025 Saal et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Behandlungsergebnisse bei Patienten mit progressiver Krankheit (PD), die Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) erhalten, weisen erhebliche Variationen auf. Bestehende Anpassungen der Response Evaluation Criteria In Solid Tumors (RECIST)-Kriterien für ICI berücksichtigen die vielfältigen Muster der Progression jedoch unzureichend, was die klinische Entscheidungsfindung erschwert. Ziel dieser Studie ist die Entwicklung und Validierung einer modifizierten PD-Klassifikation, die auf spezifischen Progressionsmustern basiert, sowie die Bewertung ihres Einflusses auf das Überleben nach Progress (post-progressive overall survival, PPOS) bei Patienten, die mit dem PD-L1-Antikörper Atezolizumab behandelt wurden.

Methoden: Analysiert wurden Daten aus fünf Phase-3-Studien mit Patienten, die an Nierenzellkarzinom (RCC), Urothelkarzinom, kleinzelligem und nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom sowie Melanom litten. Sieben spezifische PD-Muster wurden identifiziert, basierend auf der Progression in target- und non-target Läsionen sowie dem Auftreten neuer Läsionen. Darauf aufbauend wurde eine modifizierte PD-Klassifikation entwickelt, die Patienten in drei Risikokategorien einteilt:

  • Niedriges Risiko: Progression bestehender Läsionen.
  • Mittleres Risiko: Neue Läsionen ohne Progression bestehender Läsionen.
  • Hohes Risiko: Progression bestehender Läsionen plus neue Läsionen.

Der Zusammenhang zwischen den PD-Mustern und PPOS wurde untersucht.

Ergebnisse: Bei RCC zeigte sich eine signifikante Assoziation zwischen den sieben PD-Mustern und der Prognose. Die 6-Monats-PPOS-Wahrscheinlichkeit reichte von 26% bei Patienten mit Fortschreiten sowohl in target- und non-target Läsionen sowie neuen Läsionen bis zu 90% bei Patienten mit Progression nur bestehender Läsionen. Die modifizierte PD-Klassifikation korrelierte stark mit dem PPOS. Ein niedriges Risiko zeigte eine HR von 0,23 (95% CI: 0,13–0,41, p < 0,001), ein mittleres Risiko eine HR von 0,39 (95% CI: 0,23–0,66, p < 0,01) im Vergleich zum hohen Risiko. Die Validierung in weiteren Studien bestätigte die Zuverlässigkeit der Klassifikation für verschiedene Tumorarten.

Schlussfolgerung: Die modifizierte PD-Klassifikation, basierend auf spezifischen Progressionsmustern, ermöglicht eine präzisere Risikostratifizierung und korreliert stark mit Überleben nach Progress. Dieser simple Ansatz könnte die klinische Entscheidungsfindung sowie das Management von Patienten mit soliden Tumoren unter Immuntherapie optimieren.