Artikel
Inzidentelle Hodentumoren im Rahmen der Fertilitätssprechstunde: Retrospektive single-center Studie über einen Zeitraum von 20 Jahren
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 2. April 2025 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Hodentumoren sind seltene, aber klinisch relevante Tumore und stehen im Verdacht mit einer Fertilitätseinschränkung assoziiert zu sein. Ziel dieser Studie war es, inzidentelle Hodentumoren in der andrologischen Fertilitätssprechstunde im Hinblick auf klinische und histologische Parameter sowie den weiteren Verlauf zu untersuchen.
Methoden: Erfasst wurden alle Patienten, die im Zeitraum von 2004–2023 in unserer Fertilitätssprechstunde vorstellig wurden und aufgrund eines auffälligen Befundes einer Hodenfreilegung zugeführt wurden. Wir erfassten klinische Parameter (Anamnese, Tastbefund, Sonographie, Labor, Ejakulat), Histologie, Klinisches Stadium, adjuvante Therapien sowie Überlebensdaten und Verlauf des Kinderwunsches.
Ergebnisse: Von 8.676 auswertbaren Patienten wurde bei 27 (0,3%) ein Hodentumor diagnostiziert. Bei Erstdiagnose lag das Alter im Median bei 34 Jahren (95% CI 32,7–37,2), Kinderwunsch bestand seit 24 Monaten (95% CI 18,6–35,6). Bei 13 Patienten (48,1%) war der Tumor palpabel, ein Patient war symptomatisch, bei 3 Patienten (11%) waren initial die Tumormarker erhöht. Der mediane Testosteronwert lag bei 3,92 ng/ml (95% KI 3,0–4,9). Einschränkungen der Ejakulatparameter wiesen 22 Patienten (81,4%) auf, von denen bei 9 (40,9%) eine Azoospermie vorlag.
Histologisch waren 19 Tumore maligner Entität: 14 Seminome, 4 Nicht-Seminome, 1 paratestikuläres Leiomyosarkom. Einmal lag eine GCNIS vor, 7 Befunde waren benigne. Ein Patient befand sich im Klinischen Stadium IIA, bei allen anderen lag ein Stadium I vor. Die mediane Tumorgröße lag bei 1,95 cm (95% CI 1,5–3,6). 9 Patienten erhielten eine adjuvante Therapie (6x Carboplatin, 2x PEB, 1x Radiotherapie Gegenhoden).
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 75 Monaten (95% CI 51–107) waren alle Patienten am Leben (Lost-to-FU: 3 Patienten). 3 Patienten erhielten bei Rezidiv eine stadiengerechte Folgetherapie: RPLA, Chemotherapie, Ablatio des Gegenhodens.
Zwölf Patienten (44%) konnten den Kinderwunsch realisieren: 5 durch Spontankonzeption, 7 durch assistierte Reproduktion.
Schlussfolgerung: Hodentumoren, die im Rahmen der Fertilitätsabklärung inzidentell diagnostiziert werden liegen meist in einem frühen Stadium vor, zeigen günstige prognostische Parameter und gute Langzeitergebnisse. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnostik von Patienten mit Fertilitätsproblemen, um sowohl mögliche Tumoren zu erkennen als auch reproduktive Möglichkeiten zu optimieren.