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Nutzen und Morbidität der pelvinen Lymphadenektomie beim intermediate-risk Prostatakarzinom
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Veröffentlicht: | 2. April 2025 |
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Einführung: Aktuelle internationale Leitlinien haben zuletzt den Stellenwert der pelvinen Lymphadenektomie (pLA) reduziert, sodass die aktuelle Empfehlung nur für high-risk Prostatakarzinome (PCa) eine extendierte pLA vorsieht. Im aktuellen klinischen Alltag erfolgt jedoch, teils aus Gewohnheit, teils aus monetären Anreizen, regelhaft die pLA auch bei intermediate-risk (irPCa) Patienten. Ziel dieser Studie ist es den tatsächlichen diagnostischen Wert der pLA im Hinblick auf die Detektion von Lymphknotenmetastasen bei Patienten mit irPCa in Gegensatz zu der hieraus resultierenden Morbidität zu untersuchen.
Methode: Eine institutionelle, prospektiv erstellte Datenbank wurde zur retrospektiven Analyse der o.g. Fragestellung verwendet. Eingeschlossen wurden alle Patienten mit irPCa (definiert als ISUP 2, PSA <20 ng/ml, klinisches T-Stadium ≤cT2b) die zwischen 09/2021–09/2024 eine radikale Prostatektomie (RP) mit pLA erhalten hatten. Wir untersuchten das Auftreten von Lymphknotenmetastasen im histopathologischen Präparat der RP sowie das Auftreten postoperativer pLA assoziierter Komplikationen mit Fokus auf Lymphozelen und deren Begleitkomplikationen (i.e., Fieber, venöse Kompression, Schmerzen). Mittels uni- und multivariabler logistischer Regressionsanalyse wurden prädiktive Faktoren für beide Endpunkte untersucht.
Ergebnisse: Von 273 Patienten die eine RP mit pLA bei irPCa erhalten hatten, zeigte sich bei 6 Patienten (2,2%) eine lymphogene Metastasierung im finalen histopathologischen Präparat. Insgesamt stellten sich 35 (12,8%) Patienten im Verlauf mit Lymphozelen erneut in unserer Klinik vor. Hiervon zeigten 13 (37,1%) eine klare Symptomatik mit Fieber (n=8, 22,9%), oder nachgewiesener venöser Kompression mit Schmerzen (n=7, 20%). Eine intravenöse Antibiose erfolgte bei 10 Patienten (28,6%), während eine Punktion bei Insgesamt 14 Patienten (40%) indiziert wurde. In der uni- und multivariablen Analyse zeigten sich weder für das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen noch für die Entstehung einer Lymphozele klare Prädiktoren.
Schlussfolgerung: In der vorliegenden Kohorte zeigte sich die Wahrscheinlichkeit durch eine pLA eine Lymphozele zu erhalten knapp sechsmal höher als durch die pLA den Nachweis einer Lymphknotenmetastasierung zu erreichen. Im Hinblick auf zunehmend verbesserte präoperative Staging Möglichkeiten wie dem PSMA-PET CT muss trotz aktuell noch bestehender monetärer Anreize die Notwendigkeit der pLA bei irPCa kritisch hinterfragt werden.