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Palliative zytoreduktive Nephrektomie in der Ära von Immunkombinationen
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Veröffentlicht: | 26. März 2024 |
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Hintergrund: Das Nierenzellkarzinom ist der häufigste Krebs der Niere und wird oft mit komplexen Therapien aus konservativen und operativen Maßnahmen behandelt. Induktive bzw. präoperative Immuntherapien öffnen zudem neue Behandlungspfade. Diese Studie untersucht die Erfolgsaussichten einer präoperativen Therapie aus Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) oder Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) und den Umfang der Nephrektomie.
Methode: Im Rahmen dieser Studie wurden 32 Patienten des Universitätsklinikum Essen und Münster mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom eingeschlossen. Wir untersuchten das progressionsfreie Überleben (PFS; gemessen ab Start der systemischen Therapie bis Progress/Tot) und die postoperativen Komplikationen nach Clavien-Dindo.
Ergebnisse: Das mediane Patientenalter lag bei 63 Jahren (45–80 Jahre). Histologisch weisen diese vorwiegend einen klarzelligen Typ auf (27 Patienten, 84%). Die Patienten erhielten zwischen 03/18 und 11/23 eine systemische Therapie aus ICI + TKI (19 Patienten; 59%), ICI + ICI (8 Patienten; 25%) oder TKI (5 Patienten; 16%). Eine radikale Nephrektomie wurde bei 24 Patienten (75%), eine organerhaltende OP bei 9 Patienten (28%) durchgeführt. Die Patienten, die mit einer Kombination aus ICI + TKI behandelt wurden hatten mit 31% (6 Patienten) den geringsten Progress-Anteil. Das mediane PFS war mit 13 Monaten (95% CI 3,4–22,6; p 0,003) länger als bei den anderen Therapieformen [9 Monate (ICI + ICI), 11 Monate (TKI)]. Am häufigsten erhielten Patienten mit ICI + TKI eine Kombination aus Pembrolizumab + Lenvatinib (58%, 11/19 Patienten). Bei 10 Patienten traten postoperativ Nebenwirkungen abweichend vom normalen postoperativen Verlauf oder mehr auf. Dabei war die Nierenteilresektion (33% Clavien-Dindo I–IV) der radikalen Nephrektomie (29% Clavien-Dindo I–IV) leicht unterlegen.
Schlussfolgerung: Die Behandlungsoption einer systemischen Kombination aus ICI + TKI zeigt einen kleinen progressionsfreien Überlebensvorteil. Das Ausmaß der Nierenresektion hat keine relevanten Auswirkungen auf den postoperativen Verlauf. Unsere Daten unterstreichen den medizinischen Bedarf sowie die Notwendigkeit einer weiteren Auseinandersetzung mit neuen induktiven bzw. präoperativen Therapiestrategien im Rahmen der palliativen Behandlung des Nierenzellkarzinoms. Eine wesentliche Einschränkung ist der retrospektive Charakter unserer Analyse und das klinische Auswahlverfahren, das zu einer Verzerrung unserer Analyse geführt haben kann.