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Die getrennte Kern-Schale-Analyse von Harnsteinen kann die Metaphylaxe-Empfehlung beeinflussen
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Veröffentlicht: | 26. März 2024 |
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Einleitung: Urolithiasis zählt in Deutschland zu den häufigsten urologischen Diagnosen bei steigender Inzidenz und Prävalenz. Die Steinzusammensetzung ist Grundlage einer weiteren metabolischen Abklärung, Risikoeinteilung und spezifischen Metaphylaxe. Wissenschaftliche Daten zur Harnsteinanalyse sind rar, es liegen keine Daten zur getrennten Kern-Schale-Analyse vor.
Methode: Der Arbeit liegen 19.986 Harnsteine zugrunde, die im Harnsteinanalysezentrum Bonn in den Jahren 2021 und 2022 mittels IR-Spektroskopie analysiert wurden. Bei Mischsteinen wurden die einzelnen Komponenten semiquantitativ in 5% Schritten angegeben.
Bei Auftrag durch den Zuweiser wurden getrennte Kern-Schale-Analysen der Probe durchgeführt, andernfalls wurde eine repräsentative Probe des Harnsteins gemessen. Die statistische Aufarbeitung konzentrierte sich auf die Steinarten Whewellit, Weddellit, Harnsäure/Harnsäure-Dihydrat, Karbonatapatit, Brushit, Struvit, Cystin und Protein. Zur Einschätzung der klinischen Relevanz wurden Calciumoxalat-Steine (Whewellit, Weddellit) zusammengefasst.
Ergebnisse: Eine getrennte Analyse von Kern und Schale wurde bei 7.671 Steinen (38,4%) durchgeführt, während bei 12.317 (61,6%) eine konventionelle Harnsteinanalyse erfolgte. Unterschiedliche Befunde bei getrennter Analyse lagen bei 34,8% (2.673) vor, 26% (1.989) davon unterschieden sich um mindestens 10%. Werden Whewellit und Weddelit als Calciumoxalat zusammengefasst, liegen unterschiedliche Befunde in 23,4% (1.792) vor, 13,7% (1.047) mit einem Unterschied von mindestens 10%.
Die Hauptkomponente (größter Steinanteil) des Steins änderte sich in 8,7% (670), in 5,5% waren die Mineralien in Kern und Schale nicht identisch. Bei Zusammenfassung zu Calciumoxalat ändert sich die Hauptkomponente in 3,5% (268), in 3,9% (301) waren die Mineralien nicht identisch.
Weitere Analysen hinsichtlich eines Wechsels der Hauptkomponente zwischen Kern und Schale sind ausstehend.
Schlussfolgerung: Bei getrennter Kern-Schale-Analysen lagen in 34,8% Unterschiede zwischen Kern und Schale vor, in 26% zeigten sich Unterschiede in der Zusammensetzung von mind. 10%. Ein Unterschied der Hauptkomponente trat in 8,7% der Fälle auf. Relevante Unterschiede in der Kern-Schale-Untersuchung lassen die Schlussfolgerung zu, dass die getrennte Analyse klinische Relevanz für das weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen hat.