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68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

30.03. - 31.03.2023, Essen

Evaluation und Verbesserung der Frühkontinenz nach radikaler Prostatektomie (RP) unter Berücksichtigung der Gesamtausscheidungsmenge während der fachurologischen Anschlussrehabilitation (AHB)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marius Cristian Butea-Bocu - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen, Deutschland
  • Burkhard Beyer - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen, Deutschland
  • Guido Müller - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Essen, 30.-31.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP 2.16

doi: 10.3205/23nrwgu67, urn:nbn:de:0183-23nrwgu678

Veröffentlicht: 28. März 2023

© 2023 Butea-Bocu et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Empfehlungen zur Trinkmenge nach RP haben wir uns die Frage gestellt, inwiefern bei Patienten nach RP eine Korrelation zwischen Urinverlust und Tagesausscheidungsmenge besteht und was eine optimale Empfehlung bei Inkontinenz darstellt.

Methode: Patienten nach RP, die eine stationäre AHB innerhalb von 100 Tagen postop. in Anspruch genommen haben, wurden prospektiv eingeschlossen. Zum Aufnahmezeitpunkt (T1) sowie zur Entlassung (T2) wurde die Kontinenzsituation der Patienten durch 24-h-Vorlagen-Test, ICIQ-Fragebogen und Miktionsprotokoll evaluiert. Zudem wurden mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Begleiterkrankungen, BMI, Operationsmethode, Nerverhaltung und die Gesamturinausscheidungsmenge in die lineare Regressionsanalyse zur Identifikation von Prädiktoren für den Urinverlust eingeschlossen.

Ergebnisse: Im Zeitraum von 01.2021 bis 12.2021 konnten die Daten von 3.432 Patienten ausgewertet werden. Eine AHB nach RP wurde im Median nach 19 Tagen postop. angetreten. Das mediane Alter lag bei 67 (IQR 61–71) Jahren. Eine Nerverhaltung wurde bei 80,6% der Patienten beschrieben. In 72% der Fälle wurde der Eingriff robotisch assistiert durchgeführt. Die Tagesausscheidungsmenge über 24 Stunden lag im Median bei 1.930 (IQR 1.481–2.450) Gramm (g). Dabei lag der mediane Urinverlust bei 26 (0–279) g wobei im Median 4 (IQR 2–6) Inkontinenzeinlagen vorgelegt wurden. Die Altersgruppe ≤ 59-Jahre hatte mit im Median 3 (IQR 0–94) g den geringsten Urinverlust verglichen mit 60–69-Jahre mit 17 (0–258) g und ≥ 70-Jahre mit 94 (3–519) g, p<0,05. Im AHB-Verlauf zeigte sich eine signifikante Zunahme vollständig kontinenter Patienten (T1: 17,9% zu T2: 34,2%; p<0,05). Der Anteil an Patienten mit starker Inkontinenz (ICIQ ≥ 11) nahm signifikant ab (T1: 45,2% zu T2: 27,5%; p<0,05). Patienten mit Vorlagenbedarf und einer Tagesausscheidungsmenge über 24 Stunden von 2–3 Liter (10,0%) zeigten die besten Kontinenzraten gemäß ICIQ verglichen mit <2 (7,5%) und >3 (8,2%) Liter. Von den genannten Einflussfaktoren zeigte in der Regressionsanalyse lediglich der BMI keine statistische Signifikanz.

Schlussfolgerung: In der stationären fachurologischen AHB konnten deutliche Verbesserungen der Kontinenz erreicht werden. Zur adäquaten Beurteilung der Frühkontinenz ist ein 24-h-Vorlagen-Test essentiell und das Führen eines Miktionsprotokolls ein hilfreiches Instrument. Der ICIQ-Fragebogen hingegen ist zur Differenzierung der Ausprägung einer Inkontinenz zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend sensitiv. Für Patienten nach RP ist eine Ausscheidungsmenge von 2–3 Liter am Tag empfehlenswert.