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68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

30.03. - 31.03.2023, Essen

Emotions- versus faktenorientierte medizinische Aufklärung zur Linderung von Schmerzen und Ängsten bei der MR-gezielten Prostatastanzbiopsie – eine prospektive randomisierte Analyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philipp Krausewitz - Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Helene Schmeller - Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Jörg Ellinger - Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Manuel Ritter - Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Katja Petrowski - Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Mainz, Mainz, Deutschland
  • Rupert Conrad - Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Essen, 30.-31.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP 2.5

doi: 10.3205/23nrwgu56, urn:nbn:de:0183-23nrwgu561

Veröffentlicht: 28. März 2023

© 2023 Krausewitz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die präoperative Aufklärung hat immensen Einfluss auf die Wahrnehmung und das Wohlbefinden von Patienten während einer Untersuchung. Ziele der Studie war es, das erwartete und erfahrene Schmerz- und Angstempfinden von Patienten im Rahmen der MRT-gesteuerten Prostatastanzbiopsie (MR-TB) in Abhängigkeit der präinterventionellen medizinischen Beratung und psychischen Verfassung zu untersuchen.

Methoden: Wir verglichen prospektiv, randomisiert, einfach verblindet das Schmerz- und Angstempfinden nach fakten- (n=54) und emotionszentrierter (n=54) schriftlicher Aufklärung. Die Patienten erhielt entweder faktenorientierte medizinische Informationen ohne Beschreibung möglicher emotionaler Reaktionen auf Stress und Stressbewältigung oder emotionsorientierte Informationen, in denen die relevanten medizinischen Fakten in einer sensibleren Formulierung erläutert wurden, wobei mögliche Stressreaktionen erwähnt und Ratschläge zur nicht-medizinischen Schmerz- und Stressbewältigung gegeben wurden. Schmerzintensität, Stress und Angst der Patienten wurden anhand validierter Fragebögen vor (T1) und nach MR-TB (T2) erhoben. Zudem bewerteten die Patienten die Auswirkungen der Aufklärung hinsichtlich der Bewältigung von Stress, Angst und Schmerzen anhand einer Likert-Skala von 0–10.

Ergebnisse: Unabhängig vom Aufklärungsstil wurde die MR-TB als wenig schmerzhaft empfunden (2,8/10 NRS). Schmerzen bei der Biopsie korrelierten stark mit Angst (p<0,01), Stress (p<0,05) und Schmerzerwartungshaltung (p<0,001). Zudem zeigte sich ein Interaktionseffekt mit signifikant geringerer Zunahme der Schmerzintensität in der faktenzentriert-informierten Gruppe im Vergleich zur emotionszentrierten Aufklärung (T1/T2 pbonferroni =.003). Hinsichtlich des Angstempfindens während der Biopsie zeigte sich lediglich ein Trend mit steilerem Angstniveauabfall (T1/T2) in der faktenzentriert-informierten Gruppe. Nach der Biopsie bewertete die faktenorientierte Gruppe die schriftlichen medizinischen Informationen als signifikant hilfreicher in Bezug auf Stress-, Schmerz- und Angstbewältigung mit großen Effektstärken (für alle Cohen’s d >1).

Schlussfolgerung: Die faktenorientierte Aufklärung führt zur besseren Angst-, Schmerz- und Stressreduktion während der MR-TB und wird von Patienten als hilfreicher empfunden als ein emotionaler Ansatz. Daher sollte dieses Aufklärungsformat im Rahmen der Biopsieaufklärung eingesetzt werden.