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68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

30.03. - 31.03.2023, Essen

Welchen Einfluss hat die Lagerungsdauer auf die Qualität kryokonservierter Spermien?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Simone Bier - Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Münster, Deutschland
  • Daniela Hanke - Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Münster, Deutschland
  • Michael Zitzmann - Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Münster, Deutschland
  • Verena Nordhoff - Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Münster, Deutschland
  • Sabine Kliesch - Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Münster, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Essen, 30.-31.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP 2.4

doi: 10.3205/23nrwgu55, urn:nbn:de:0183-23nrwgu556

Veröffentlicht: 28. März 2023

© 2023 Bier et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Goldstandard der Fertilitätsprotektion vor gonadotoxischer Therapie ist die Kryokonservierung von Spermatozoen. Es ist bereits hinreichend untersucht, dass Einfrier- und Auftauvorgänge mit einem Rückgang der Motilität sowie der Vitalität der Spermien einhergehen. Ferner sind epigenetische Effekte auf die Spermienqualität bereits ausgeschlossen worden. Unbekannt jedoch ist, ob die Langzeitlagerung Effekte auf die Qualität der Spermien hat, insbesondere bei Ejakulaten, die mit bereits eingeschränkten Ausgangswerten kryokonserviert werden müssen.

Material und Methoden: Im Zeitraum von 2001 bis 2019 wurde in unserem Centrum bei 6.022 Patienten ein Kryodepot zur Fertilitätsprotektion angelegt. 293 dieser Patienten stellten ihr Depot nach Aufhebung ihres Lagerungsvertrages für Forschungszwecke zur Verfügung. Zur Beurteilung der Qualität der Spermien im Rahmen der Kryokonservierung wird unmittelbar nach dem Einfriervorgang ein Aliquot des Ejakulates Probe wieder aufgetaut und die Motilität und die Vitalität der Spermatozoen bestimmt. Im Rahmen unserer Studie wurden von allen zur Verfügung stehenden Forschungsproben wiederum zwei Aliquots zur erneuten Beurteilung der Qualität der Spermien im Jahr 2020 analysiert.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Auswertung waren die Ejakulate im Mittel 9,4±3,6 Jahre eingefroren. Nach Unterteilung der Gesamtkohorte nach Lagerungsdauer in drei Gruppen (1: ≤5 Jahre, 2: 6–14 Jahre, 3: ≥15 Jahre), zeigte sich in der Regressionsanalyse kein signifikanter Einfluss der Einfrierdauer auf Motilität oder Vitalität. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Vitalität in der Kontrolle nach Kryokonservierung und der Spermienvitalität nach der Langzeitlagerung (p=0,001). Denselben Effekt zeigten die Werte für die Spermienmotilität (p<0,001). Auch bei Patienten mit eingeschränkten Ejakulatparametern (<39 Mill. Spermien) hatte die Lagerungsdauer keinen Effekt auf die Motilität (p=0,38). Jedoch zeigten Ausgangs-konzentration und -motilität signifikante Effekte auf die Auftaumotilität (p=0,02 und p=0,01).

Schlussfolgerung: Die Kryokonservierung ist ein langfristig sicheres Verfahren zur Fertilitätsprotektion. Hinweise auf die zu erwartende Auftauqualität nach langfristiger Lagerung geben Kontrollaliquots, die kurzfristig nach dem Einfriervorgang für die Analyse aufgetaut werden.