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68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

30.03. - 31.03.2023, Essen

Perkutane Steinbehandlung ohne Nephrostomie (Tubeless PCNL) – wann ist das möglich und wie ist der Verlauf?Betrachtung der letzten 100 Fälle aus unserer PCNL-Datenbank

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Olaf Jungmann - Urologische Klinik Lindenthal, St. Hildegardis Krankenhaus, Köln, Deutschland
  • Detlef Rohde - Urologische Klinik Lindenthal, St. Hildegardis Krankenhaus, Köln, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Essen, 30.-31.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV 4.8

doi: 10.3205/23nrwgu35, urn:nbn:de:0183-23nrwgu353

Veröffentlicht: 28. März 2023

© 2023 Jungmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Bei der perkutanen Steinbehandlung mittels PCNL wurde historisch der Trakt auch postoperativ durch eine Nephrostomie gesichert, um eine sichere Harnableitung zu gewährleisten und Parenchymblutungen zu vermeiden. Im Zuge der Miniaturisierung der für die PCN genutzten Endoskopie schien es in den letzten Jahren mehr und mehr vertretbar, auf eine postoperative Nephrostomie zu verzichten und den Trakt primär durch Naht zu verschließen. Wir haben in den letzten Jahren ein Fast-Track-Schema entwickelt, dem folgend, wenn keine Besonderheiten vorliegen, auf eine postoperative Nephrostomie verzichtet wird und ein Mono-J-Katheter mit DK für 2 Nächte eingelegt sind, sodass 48 h nach OP kein Fremdmaterial im Harntrakt mehr einliegt.

Methode: Wir haben die letzten 100 in unserer Klinik durchgeführten perkutanen Steintherapien, die alle prospektiv in unserer Stein-Datenbank erfasst werden, hinsichtlich der postoperativen Nephrostomieeinlage, Gründen hierfür, Blutungs- und anderen Komplikationen und Liegedauer evaluiert und präsentieren die ermutigenden Daten. Die Eingriffe erfolgten alle durch denselben Operateur (Single-Surgeon-Data).

Bei allen Patienten erfolgte am Folgetag der OP eine sonographische Kontrolle auf der behandelten Niere mit der Frage nach Hämatom oder Urinom, außerdem eine HB-Kontrolle.

Ergebnisse: In 89 Fällen wurde postoperativ auf eine Nephrostomie verzichtet, hiervon 3 Zweitrakt-Prozeduren. 4 dieser Patient:innen erhielten anstelle der o.g. Mono-J Schiene eine Doppel-J Schiene, sodass insgesamt 85 Patienten nach unserem o.g. Fasttrack-Schema behandelt wurden. 11 Patienten erhielten postoperativ eine Nephrostomie. Gründe hierfür waren:

  • geplanter Second-look bei inkompletter Steinentfernung (n=4)
  • Patientenwunsch der Vermeidung DJ bzw. DK (n=3)
  • Mehrtrakt-PNL mit gleichzeitiger zwingender Antikoagulation (n=1)
  • zwingende Antikoagulation (n=1)
  • NFK-Dauerversorgung (n=1)
  • kategorische Ablehnung Transfusion bei einer Zeugin Jehovas (n=1)

Ein pararenales sonographisch detektierbares Hämatom fand sich bei keinem der 100 Patient:innen. Ein HB-Abfall um mehr als 1 g/dl fand sich bei 2 Patient:innen aus jeweils beiden Gruppen. Die postoperative Verweildauer lag bei den ohne Nephrostomie operierten bei median 3 Tagen (2–6), bei den mit Nephrostomie operierten bei 4 (3–9) Tagen.

Komplikationen Clavien-Dindo >2 traten im gesamten Kollektiv nicht auf.

Schlussfolgerung: In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist die postoperative Nephrostomieanlage verzichtbar und geht mit einer Reduktion der Krankenhausverweildauer einher. Zu vermehrten Blutungskomplikationen oder Urinomen kam es in unserem Kollektiv nicht. Gründe, von diesem Vorgehen abzuweichen, sehen wir in erster Linie im Patientenwunsch oder falls eine Re-Intervention (2nd-Look) indiziert ist. Selbst bei Mehrtrakt-PNL kann bei erreichter Steinfreiheit auf eine Nephrostomie verzichtet werden.