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68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

30.03. - 31.03.2023, Essen

Notfallmanöver bei robotisch assistierten Eingriffen – eine interprofessionelle Herausforderung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker M. W. W. Janssen - UKM Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • J. S. Gröticke - UKM Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • A. Fischer - UKM Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • S. Nashashibi - UKM Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • S. Figiel - UKM Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • J. R. Holtkötter - UKM Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Münster, Deutschland
  • C. Werner - UKM Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Münster, Deutschland; UKM GB OP-Organisation, Münster, Deutschland
  • A. Markötter - UKM Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Münster, Deutschland
  • T. Güß - UKM Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Münster, Deutschland; UKM Trainingszentrum, Münster, Deutschland
  • M. Klatthaar - UKM Trainingszentrum, Münster, Deutschland
  • F. Neugebauer - UKM Zentrales Qualitäts- und klinisches Risikomanagement, Münster, Deutschland
  • N. Krügel - UKM Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationsmedizin, Münster, Deutschland
  • M. Juratli - UKM Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationsmedizin, Münster, Deutschland
  • J. P. Hölzen - UKM Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationsmedizin, Münster, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 68. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Essen, 30.-31.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV 4.3

doi: 10.3205/23nrwgu30, urn:nbn:de:0183-23nrwgu309

Veröffentlicht: 28. März 2023

© 2023 Janssen et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die große Mehrheit robotisch assistierter Operationen (robOP) sind elektiv, daher sind Notfallmanöver, etwa durch eine unvorhergesehene Blutung oder eine Reanimation selten. Die technischen Besonderheiten (Docking) der robOP und die besondere Lagerung der Patienten bei komplexen Eingriffen (z.B. an der Speiseröhre oder an der Niere/Nebenniere) erfordern ein besonderes Prozedere um auf einen Notfall adäquat reagieren zu können. Am Zentrum für roboter-assistierte Chirurgie des Universitätsklinikums Münster (UKM) wurde daher ein interprofessioneller Team-Prozess für Notfälle bei robOPs entwickelt.

Methodik: Wir führten ein standardisiertes Team-Prozess-Verfahren mit dem Instrument Gefährdungsanalyse eines Gesamtprozesses (ONR 49000/ONR 49002-2:2014, ISO 31000) durch. So konnte die „Gefährdungsanalyse des risikobehafteten Prozesses der Robotik-OP“ entwickelt werden. Anhand dieser Gefährdungsanalyse wurden zwei Szenarien identifiziert: i) akute, robotisch nicht beherrschbare Blutung und ii) Reanimation (aus nicht blutungsbedingter Ursache). In beiden Szenarien ist das notfallmäßige Abdocken und ggf. Umlagerung erforderlich. Um diesen zeitkritischen Prozess in einem möglichst realistischen Umfeld zu erfassen, wurden beide Szenarien als Stellprobe mehrfach im OP simuliert. Die Simulationen wurden durch Instruktoren begleitet. Jede Simulation schloss mit einem standardisierten Debriefing. Die Analyse der Abläufe jeder beteiligten Funktion, einzeln und im Zusammenspiel im Gesamtprozess, führte zur Identifikation von Unsicherheiten und Entwicklung eines Ablaufplans.

Ergebnisse: Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen wurde ein Risiko formuliert und im Sinne des im UKM etablierten Risikomanagement-Prozesses anhand der hier gültigen klinischen Kriterien im Hinblick auf Auswirkung und Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet (ISO 31000:2018, Kap. 6.4; ONR 49001:2014, Kap. 5). Zur Reduktion der Risikobewertung wurden zentrale Maßnahmen eingeleitet. 1. Das chirurgische Time-Time-Out (TTO) wurde um fünf Robotik-spezifische Abfragen erweitert (Tab. 1). 2. Die kritischen Situationen die zu einem Abdockmanöver führen, werden im UKM-Trainingszentrum für die Teams disziplin-, berufsgruppen- und funktionsübergreifend als Teamtrainings erarbeitet.

Schlussfolgerung: Basierend auf den Ergebnissen wurde ein interdisziplinäres Teamtrainingprogramm erarbeitet. Das Programm ermöglicht bei geringem Aufwand (1 Tag) vielen Beteiligten einen sicheren Einstieg in die Robotik.