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67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

07.04. - 08.04.2022, Münster

Stellt der Erhalt der Penislänge im Rahmen der operativen Korrektur von erworbenen und kongenitalen Penisdeviationen eine Utopie dar? Lektionen der letzten 3 Jahren unter Anwendung der Techniken der Plaqueinzision/-exzision mit Grafting und der Rotations-Korporoplastik nach Shaeer

Meeting Abstract

  • Leonidas Karapanos - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Luisa Halbe - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Pia Paffenholz - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Timo Ohrmann - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Maximilian Schmautz - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Axel Heidenreich - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 07.-08.04.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP 1.9

doi: 10.3205/22nrwgu73, urn:nbn:de:0183-22nrwgu737

Veröffentlicht: 1. März 2022

© 2022 Karapanos et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Bei fortgeschrittener Induratio Penis Plastica (IPP) mit starker Penisverkrümmung (>60°) zählt zur Vermeidung einer Penisverkürzung die Inzision oder teilweise Entfernung der Plaque als Therapie der Wahl. Zur Deckung des Defekts der Tunica albuginea ist ein Transplantat erforderlich, heutzutage werden Xenografts wie bovines Perikard (Peri-Guard®) oder selbstklebendes Kollagenvlies (Tachosil®) hauptsächlich angewandt. Bei kongenitalen Penisdeviationen (KPD) stattdessen bietet die Rotations-Korporoplastik nach Shaeer (RKP) eine Länge-erhaltende Technik an. Ziel dieser retrospektiven Analyse ist die Darstellung der Erfahrungen der Uniklinik Köln mit diesen Techniken.

Methode: Zwischen dem 11/2018 und dem 10/2021 wurden insgesamt 23 Patienten mit IPP und 3 mit KPD durch Länge-erhaltenden Techniken operiert. Von den IPP Patienten 9 zeigten eine solitäre Deviation in einer Richtung, 12 dagegen in mehreren Richtungen, 5 von denen litten an eine komplizierte Deformität mit Sanduhr-Phänomen. Beide KPD Patienten hatten ventrale Deviationen (60° und 80°). In 16 IPP Fällen würde Tachosil® angewendet, in 7 komplizierten Fällen Peri-Guard®. Die 3 KPD Patienten wurden mit der RPK-Technik operiert. Follow-up Kontrollen erfolgten 1,5, 6 und 12 Monaten postoperativ. Als Erfolg wurde eine Begradigung mit <10° Restdeviation ohne Abnahme des EHI oder des IIEF-5 Scores definiert. Sämtliche perioperative Komplikationen wurden erfasst.

Ergebnisse: Das mediane Follow-up betrug 17,5 Monate (9–30). Die mediane Op-Dauer 115 Minuten (90–130) für Tachosil®, 168 (135-214) für Peri-Guard® und 93 (85–102) für RKP. Die Tachosil®-Gruppe zeigte einen Erfolg von 93,8% (15/16), die Peri-Guard®-Gruppe 85,7% (6/7). Der Tachosil®-Versager zeigte eine Restdeviation von ca. 15°, der Peri-Guard®-Versager eine Abnahme der EHI und IIEF-5 Scores als Hinweis einer Verschlechterung der Erektionsfähigkeit. Die RKP-Technik zeigte einen 100% Erfolg. An postoperativen Komplikationen wurden ein Längeverlust (n=2), anhaltendes präputiales Lymphödem (n=1), partielle Präputialnekrose (n=1), Glansnekrose (n=1), Hämatom (n=1) erfasst. Eine operative Revision erforderten insgesamt 2 Patienten (Glansnekrose, Präputialnekrose). Ein der KPD Patienten berichtete eine Abnahme des Penisumfangs.

Schlussfolgerung: Die Technik der Plaqueinzision oder partieller Exzision mit Grafting ist eine hocheffektive und sichere Therapiemethode der IPP mit Erhalt der präoperativen Penislänge. Tachosil® stellt aufgrund der Schnelligkeit und Einfachheit der Operation die erste Wahl dar, für komplizierte Deformitäten ist allerdings das bovine Perikard ein zuverlässigeres Transplantat. Für KPD Patienten stellt die RKP-Technik eine sichere Alternative zur klassischen Raffung (Nesbit/Essed-Schröder) ohne den Nachteil des Verlustes an Penislänge.