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67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

07.04. - 08.04.2022, Münster

Multiviszerale Chirurgie bei Männern mit lokal fortgeschrittenem, symptomatischen kastrationsresistenten Prostatakrebs (CRPC)

Meeting Abstract

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  • Axel Heidenreich - Universitätsklinikum Köln, Urologie, Uro-Onkologie, spezielle urologische und Roboter-assistierte Chirurgie, Köln, Deutschland
  • Constantin Rieger - Universitätsklinikum Köln, Urologie, Uro-Onkologie, spezielle urologische und Roboter-assistierte Chirurgie, Köln, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 07.-08.04.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV 2.8

doi: 10.3205/22nrwgu17, urn:nbn:de:0183-22nrwgu178

Veröffentlicht: 1. März 2022

© 2022 Heidenreich et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Lokale Komplikationen wie Makrohämaturie und Tamponaden, die Notwendigkeit wiederholter Bluttransfusionen, Obstruktion der oberen und unteren Harnwege, Darmverschlüsse und therapierefraktäre Beckenschmerzen, stellen trotz der Verwendung von lebensverlängernden Therapien erhebliche Komplikationen bei lokal fortgeschrittenem CRPC dar. Ziel unserer Studie war es, retrospektiv das operative, symptomatische und onkologische Outcome nach palliativer, ausgedehnter Beckenoperation zu überprüfen.

Methode: 103 Patienten mit lokal fortgeschrittenem CRPC wurden einer palliativen Beckenoperation unterzogen: radikale Zystoprostatektomie bei n=80, radikale Prostatektomie mit kontinenter Vesikostomie bei n=9 und anteriore plus posteriore Exenteration bei n=17. Bei allen Patienten erfolgte ein lokales Staging mittels MRT des kleinen Beckens, Zystoskopie und Rektoskopie. Die weitere Bildgebung wurde mittels CT-Thorax, -Abdomen und -Becken komplettiert. Die perioperativen Komplikationen wurden nach der Clavien-Dindo-Klassifikation bewertet und das symptomfreie- (SFS) sowie das krebsspezifische Überleben (CSS) wurden mit der Kaplan-Meier-Kurve analysiert.

Ergebnisse: Operationsindikationen waren die Obstruktion der unteren oder oberen Harnwege bei 56 (54,3%) bzw. 41 (39,8%), Hämaturie und Bluttransfusionen bei 23 (22,3%), rektale Infiltration mit/ohne obstruktiven Ileus bei 17 (16,5)%), refraktäre Beckenschmerzen bei 13 (12,6%). 67 (65,1%) hatten eine Kombination verschiedener Symptome. Clavien-Dindo Grad 2, 3 und 4 Komplikationen traten bei 27 (26,2%), 9 (8,7%) bzw. 6 Patienten (5,8%) auf. Nach einem medianen Follow-up von 36,5 (3–123) Monaten betrug das SFS nach 1 und 3 Jahren 90,3% (n=90) bzw. 66,9% (n=69). Das mediane SFS betrug 27,9 Monate. CSS nach 1 und 3 Jahren betrug 92,2% bzw. 43,7%. 78,6% der Patienten waren während ihrer verbleibenden Lebenszeit beschwerdefrei.

Schlussfolgerung: Die multiviszerale radikale Beckenchirurgie ist ein technisch machbarer Ansatz in einem sorgfältig ausgewählten Patientenkollektiv, die zu einer Symptomlinderung von >90% der Patienten führt, die fast 80% der verbleibenden Lebenszeit abdeckt. Bei den therapeutischen Möglichkeiten des lokal symptomatischen CRPC sollte deswegen häufiger an eine palliative Operation gedacht werden. Eine sorgfältige präoperative bildgebende Diagnostik, endoskopische Untersuchungen und umfangreiche chirurgische Erfahrung sind zwingend erforderlich, um einen Nutzen für den einzelnen Patienten mit einer Verbesserung der Lebensqualität zu erzielen.