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67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

07.04. - 08.04.2022, Münster

Das wahre Potential der AR-Spleißvarianten als prädiktiver und prognostischer Biomarker

Meeting Abstract

  • Neele Wüstmann - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Verena Humberg - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Norbert Grundmann - Institut für Bioinformatik, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Katrin Schlack - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Konstantin Seitzer - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Julie Steinestel - Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
  • Laura-Maria Krabbe - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Andres Jan Schrader - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Martin Bögemann - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Christof Bernemann - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Uniklinikum Münster, Münster, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 07.-08.04.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV 2.2

doi: 10.3205/22nrwgu11, urn:nbn:de:0183-22nrwgu119

Veröffentlicht: 1. März 2022

© 2022 Wüstmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Androgenrezeptor-Spleißvariante 7 (AR-V7) in zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) wird als möglicher prädiktiver Biomarker für ein Nichtansprechen auf eine neue Androgenentzugstherapie (NG-ADT) bei Patienten mit metastasiertem kastrationsresistenten Prostatakrebs (mCRPC) diskutiert. Die meisten Studien zeigen einen schlechteren klinischen Verlauf bei AR-V7+ im Vergleich zu AR-V7- Patienten. Dennoch wird AR-V7 als klinischer Biomarker derzeit nicht empfohlen, vor allem bedingt durch den Nachweis von Ansprechraten in AR-V7+ Patienten von bis zu 40% (ARMOR3-SV Studie). Ziel unserer Studie war die Untersuchung eines Panels von drei klinisch relevanten AR-Varianten im Hinblick auf den klinischen Verlauf und eine mögliche Verbesserung der Prädiktion eines Ansprechens auf NG-ADT.

Methode: Die mRNA-Expressionslevel von AR-V3, AR-V7 und AR-V9 wurden in 415 klinischen Proben (Primärtumor, Metastasen und CTCs) analysiert. Zusätzlich wurde das Vorkommen von CTCs und die Expression von AR-Vs in einer Kohorte von 65 mCRPC-Patienten vor einer Therapie mit Abirateron oder Enzalutamid untersucht. Der CTC- und AR-V-Status wurde mit dem Therapieansprechen (PSA50), dem progressions-freien Überleben (PFS) und dem Gesamtüberleben (OS) korreliert.

Ergebnisse: Das Vorkommen von AR-Vs kann sowohl in Gewebeproben als auch in einer Vielzahl von mCRPC-Patienten durch Blutuntersuchungen detektiert werden und die Expressionslevel steigen mit fortschreitender Erkrankung. In einer definierten Kohorte von 65 Patienten unter NG-ADT wurden bei 54 (83.1%) der Patienten CTCs angereichert und bei 35 (53.8%) mindestens eine Variante nachgewiesen. Ein PSA50-Ansprechen konnte in allen Subgruppen gezeigt werden (CTC- 8/11 (72.7%); CTC+/AR-V7- 10/19 (52.6%); CTC+/AR-V7+ 13/35 (37.1%)). Innerhalb der CTC+ Subgruppe konnte kein signifikanter Unterschied im PFS beobachtet werden, wohingegen das OS für Patienten mit CTC+/AR-V+ Status signifikant schlechter war.

Schlussfolgerung: Es konnte ein deutliches Ansprechen von mCRPC-Patienten auf NG-ADT trotz der Expression verschiedener AR-Vs festgestellt und ähnliche PFS-Raten bei CTC+/AR-V+ und CTC+/AR-V- Patienten gezeigt werden. Dennoch war das OS in der CTC+/AR-V+ Subgruppe schlechter. Da die Expression von AR-Vs im Verlauf der Erkrankung zunimmt, deutet dies auf ein weiter fortgeschrittenes Krankheitsstadium hin. Somit könnte ein AR-V Panel als prognostischer aber nicht als prädiktiver Biomarker dienen.