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66. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

12.03. - 13.03.2020, Bochum

Das Mesotheliom der Tunica vaginalis des Hodens – ein Fall für die Meldung eines Verdachtes auf eine Berufskrankheit

Meeting Abstract

  • Dörte Ebbinghaus-Mier - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Castrop-Rauxel, Deutschland
  • Rainer Ebbinghaus - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Castrop-Rauxel, Deutschland
  • Hans-Martin Prager - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Castrop-Rauxel, Deutschland
  • Wolfgang Schöps - Urologische Praxis, Sankt Augustin, Deutschland
  • Klaus Golka - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Dortmund, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 66. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Bochum, 12.-13.03.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocP 1.14

doi: 10.3205/20nrwgu52, urn:nbn:de:0183-20nrwgu521

Veröffentlicht: 14. Februar 2020
Veröffentlicht mit Erratum: 3. April 2020

© 2020 Ebbinghaus-Mier et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Mesotheliome sind äußerst aggressive, nahezu ausschließlich durch Asbest ausgelöste Tumoren. Sie können überall da auftreten, wo Mesothel vorhanden ist – also neben Pleura, Peritoneum und Pericard auch Tunica vaginalis des Hodens, die eine Ausstülpung des Peritoneums darstellt. Sie werden unter der Berufskrankheiten-Nummer 4105 gelistet.

Methode: Deskriptive Auswertung einer Fallserie.

Ergebnisse: Im Zeitraum von 2014 bis 2018 erkannten die gesetzlichen Unfallkassen bei 4865 Patienten ein Mesotheliom als Berufskrankheit an. Davon sind 4618 Fälle als C45.0 „Mesotheliom der Pleura“, 190 als C45.1 „Mesotheliom des Peritoneums“, 21 als C45.2 „Mesotheliom des Pericards“, 22 als C45.8 „besondere seltene Mesotheliome“ verschlüsselt und bei 14 fehlten codierbare Angaben. In den Jahren 2014-2019 wurden insgesamt 4 Mesotheliome der Tunica vaginalis im Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in Castrop-Rauxel aktenkundig. Alle 4 Fälle wurden dem Unfallversicherungsträger zu Anerkennung empfohlen.

Bemerkenswert ist, dass bei den 4 Patienten die operative Freilegung des Hodens dreimal unter der Verdachtsdiagnose Hydrozele und einmal unter der Verdachtsdiagnose Spermatozele erfolgte. Das durchschnittliche Alter bei Erstdiagnose war im untersuchten Kollektiv mit 50 Jahren 17 Jahre früher als bei als Berufskrankheit anerkannten Pleuramesotheliom-Patienten der Jahre 1978-2010.

Im Gegensatz zu den ebenfalls seltenen Mesotheliomen des Pericards, die von den Unfallversicherungsträgern auf der Basis des ICD10 (C45.2) organspezifisch verschlüsselt werden (2014 bis 2018: 22 Fälle = 0,45%), ist das bislang für Mesotheliome der Tunica vaginalis des Hodens nicht der Fall, da es für Mesotheliome des Hodens keinen eigenen ICD10 Code gibt. Es sei darauf hingewiesen, dass bereits geringste Asbestexpositionen ausreichen, um nach in der Regel jahrzehntelanger Latenz, ein malignes Pleuramesotheliom auszulösen. Daher muss bei einem malignen Mesotheliom grundsätzlich eine BK-Anzeige erstattet werden. Selbst der Nachweis einer abstrakten Exposition ist in der Regel für eine Anerkennung ausreichend. Daher ist die Anerkennungsrate sehr hoch.

Schlussfolgerung: Ein Mesotheliom der Tunica vaginalis des Hodens muss, wie alle anderen Mesotheliome auch, grundsätzlich immer als Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit den Unfallversicherungsträgern gemeldet werden.


Erratum

Die Autorenreihenfolge wurde geändert.