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Anhaltende Response und gute Verträglichkeit im Langzeitverlauf einer Second-Line-Therapie mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor (Atezolizumab) bei einem Patienten mit „PD-L1-negativem“ lymphatisch metastasiertem Harnblasenkarzinom – ein Fallbericht
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Veröffentlicht: | 14. Februar 2020 |
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Einleitung: Bei trigonalem Blasentumor und PSA Elevation (15,25 ng/ml) erfolgte im April 2015 die Überweisung des heute 74 Jahre alten Patienten in unsere urologische Klinik. Nebendiagnosen waren eine arterielle Hypertonie, Appendektomie. Nach histologischer Sicherung eines muskelinvasiven Urothelkarzinoms (UC) bzw. Adenokarzinoms der Prostata (PCA) erfolgte die radikale Zystoprostatovesikulektomie, regionale Lymphadenektomie, Anlage eines Ileumconduits (UC pT3b, pN2, cM0, L1, R0; PCA pT2c, pN0, Pn1, R0, Gleason 3+4=7). Adjuvant Verabreichung einer Chemotherapie (CTx) mit Cisplatin/Gemcitabin (CG, 10-12/2015), dazu bei retroperitonealem, mediastinalem Progress Ergänzung von insgesamt 12-Zyklen CG (07-12/2016, 08-12/2017) mit passagerer Response/stable disease. Bei erneutem Progress Start einer Immuntherapie mit Atezolizumab (05/2018), aktuell im XXV Zyklus.
Methode: Ein Restaging mittels CT (Abdomen/Thorax) fand nach adjuvanter/palliativer Ctx im sechsmonatigen Intervall statt, dazu bei palliativer Ctx nach jeweils 3 von 6 Zyklen. Atezolizumab wurde in einer Dosierung von 1200 mg in 3 wöchentlichen Abständen verabreicht. Ein Restaging fand seitdem nach abgeschlossenem VII, XII, XVII und XXV Zyklus statt.
Ergebnisse: Bei Progression (ohne Organfilialisierung) unter CG Beginn einer Second-Line-Therapie mit Atezolizumab im Mai 2018 bei negativer PD-L1-Immunhistochemie. Im Verlauf deutliche Response mit fortschreitender Remission des Befundens (09/2018, 01/2019), seitdem stable disease (05/2019, 10/2019). Bei insgesamt guter klinischer Verträglichkeit von Atezolizumab, zeitweise immunvermittelter Pruritus. Laborchemische Routineentnahmen blieben ohne Auffälligkeiten.
Schlussfolgerung: Langzeitverläufe unter Second-Line-Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren sind selten beschrieben. Praktisch stellen sich Fragen nach zeitlichen Intervallen des Restagings unter laufender Therapie bzw. Möglichkeiten einer Pausierung, intermittierenden Gabe von Atezolizumab. Gleichzeitig bietet der Fallbericht - insbesondere vor dem Hintergrund individualisierter Medizin - Ansatzpunkte zukünftiger Forschungsprojekte. Mit Verfahren wie dem Next Generation Sequencing (NGS) könnten prädiktive Biomarker patientenspezifisch isoliert bzw. differenziert werden, um Ansätze eines individuellen Progressions- bzw. Metastasierungsrisikos zu schaffen.