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66. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

12.03. - 13.03.2020, Bochum

AR-V7 – eine kritische Auseinandersetzung hinsichtlich klinischen Potentials

Meeting Abstract

  • Christof Bernemann - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Verena Humberg - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Julie Steinestel - Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland
  • Katrin Schlack - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Laura-Maria Krabbe - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Martin Bögemann - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Andres-Jan Schrader - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Jochen Lennerz - Massachusetts General Hospital/Harvard Medical School, Boston, USA

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 66. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Bochum, 12.-13.03.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV 3.4

doi: 10.3205/20nrwgu20, urn:nbn:de:0183-20nrwgu208

Veröffentlicht: 14. Februar 2020

© 2020 Bernemann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Neue antihormonelle Therapeutika (ARTA) haben das Gesamtüberleben von Patienten mit metastasiertem kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Dennoch kommt es auch hierunter zur Resistenzentwicklung. Die Entwicklung von möglichen prädiktiven und prognostischen Biomarkern ist daher von hohem klinischem Interesse.

Mit der Androgenrezeptor-Splice-Variante AR-V7 schien es erstmals möglich, eine Vorhersage des Ansprechens treffen zu können, nachdem eine initiale Arbeit eine eindeutige Prädiktion eines Nicht-Ansprechens auf Abirateron oder Enzalutamid möglich erscheinen ließ.

Unsere Arbeitsgruppe hat im Folgenden Studien durchgeführt, um klinische Validität und klinischen Nutzen von AR-V7 zu evaluieren.

Methoden: In einer retrospektiven Analyse von 21 AR-V7 positiven Patienten führten wir eine Korrelation mit dem Ansprechen auf ARTA durch. Im Anschluss wurden verschiedene AR-V7 Testsysteme in einer umfangreichen Analyse hinsichtlich Spezifität sowie Sensitivität miteinander verglichen. Zum Abschluss wurde durch eine Meta-Analyse der klinische Nutzen einer AR-V7 Testung für mCRPC Patienten gegenüber den derzeit gültigen Therapie-Richtlinien ermittelt.

Ergebnisse: Wir konnten den Nachweis erbringen, dass ein signifikanter Anteil von mCRPC Patienten trotz Expression von AR-V7 auf ARTA anspricht. Der Vergleich zweier Testsysteme zeigte identische Sensitivität sowie Spezifität beider Testsysteme.

Eine Meta-Analyse zeigte, dass eine Testung aller Patienten auf AR-V7 eine Steigerung des klinischen Nutzens von lediglich 1,5% mit sich bringen würde.

Diskussion: Die Validierung von prädiktiven Biomarkern ist einer der wichtigsten Schritte vor der Implementierung in den klinischen Alltag.

Wir konnten zeigen, dass der alleinige Nachweis von AR-V7 nicht geeignet ist, um mCRPC-Patienten hinsichtlich eines Ansprechens auf eine antihormonelle Therapie zu stratifizieren.

In bisherigen Arbeiten wird zumeist eine taxan-basierte Chemotherapie als alternative Therapie genannt. Der Nachweis des klinischen Nutzens gegenüber einer antihormonellen Therapie bei AR-V7 positiven Patienten ist allerdings bislang nicht erbracht worden. Durch unsere Meta-Analyse scheint ein klinischer Nutzen zwar vorstellbar; allerdings lediglich äußerst gering.

Aus diesen Gründen vertreten wir die Ansicht, dass AR-V7 nicht die Kriterien für einen prädiktiven Biomarker erfüllt.