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Blasenkarzinom als Spätfolge einer Querschnittlähmung. Vergleich klinischer Daten mit dem RKI-Zentrum für Krebsregisterdaten
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Veröffentlicht: | 14. Februar 2020 |
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Fragestellung: Unterscheidet sich das Harnblasenkarzinom (HB-Ca.) bei querschnittgelähmten Patienten (spinal cord injury/disease; SCI/D) vom dem der Normalbevölkerung?
Methode: Vergleich der Daten einer retrospektiven Single-Center-Auswertung von konsekutiven Patientendaten mit SCI/D und nachgewiesenem HB-Ca. mit denen des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert Koch-Institut für die Normalbevölkerung in Deutschland.
Ergebnis: Von 01/1998 bis 12/2018 wurde bei 37 (4 w, 33 m) von 7004 SCI/D-Patienten ein HB-Ca. diagnostiziert. Das Durchschnittsalter bei der HB-Ca.-Diagnose lag mit 54,0 Jahren (m 55,0, w 49.5 Jahre) deutlich unter dem für HB-Ca.-Fälle in der Normalbevölkerung (m: 73, w: 77 Jahre). 31 Patienten zeigten ein Urothelzellkarzinom (TCC), 5 Patienten ein Plattenepithelkarzinom (SCC; weiterhin 1 völlig undifferenziertes Karzinom). Die mediane Latenzzeit zwischen dem Beginn der SCI/D und der Tumordiagnose betrug 30,0 Jahre (TCC 25,0, SCC 33,0 Jahre).
30 Patienten (81%) hatten bei Diagnosestellung einen muskelinvasiven Tumor ≥T2. 28 Patienten (75,7%) zeigten ein schlecht differenziertes G3-Karzinom. Die Häufigkeit muskelinvasiver und G3-Tumoren unterscheidet sich signifikant (jeweils p<0,0001) von denen der Normalbevölkerung.
Das mediane Überleben für alle Patienten betrug 12,0 Monate, das der TCC-Patienten 13,0 Monate. Die Prognose der SCC-Patienten war signifikant (p=0,0039) noch schlechter.
Temporäre Dauerkatheter-Ableitungen (transurethral oder suprapubisch) bestanden bei nur 8 Patienten für nur 5,09% der Gesamt-Latenzzeit. Eine Subanalyse bezüglich T-Kategorie, Grading, TCC-SCC-Relation, Latenzzeit, Überleben) nach der Art der Blasenentleerung zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen 11 Patienten mit Intermittierendem Einmal-Katheterismus und 26 Patienten mit Katheter-freien Entleerungsformen.
Schlussfolgerungen: Folgende Ergebnisse weisen darauf hin, dass alleine die neurogene Blasenfunktionsstörung infolge der Rückenmarksschädigung nach einer Lähmungszeit von mehr als 10 Jahren (Median 30 Jahre) als Ursache für das HB-Ca. bei SCI/D zu werten ist:
- zwei Jahrzehnte jüngeres Erkrankungsalter,
- signifikant häufigeres Auftreten invasiver, schlecht differenzierter Tumoren,
- deutlich ungünstigerer Verlauf,
- höhere Mortalität in Folge von HB-Ca.
Die Entstehung von HB-Ca. bei Menschen mit SCI/D ist unabhängig von der Art der Blasenentleerung. Dauerkatheter-Ableitungen der Harnblase beeinflussen dieses besondere Erkrankungsrisiko nicht.
Abbildung 1 [Abb. 1]