gms | German Medical Science

65. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

28.03. - 29.03.2019, Münster

Testostesterongabe bei Männern mit klassischem vs. funktionellem Hypogonadismus: Ergebnisse einer 9-Jahres-Registerstudie

Meeting Abstract

  • Michael Zitzmann - Universitätsklinik Münster, Klinische Andrologie, Münster, Deutschland
  • Jann-Frederik Cremers - Universitätsklinik Münster, Klinische Andrologie, Münster, Deutschland
  • Abdulmaged Traish - Boston Medical University, Boston, USA
  • Sabine Kliesch - Universitätsklinik Münster, Klinische Andrologie, Münster, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 65. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 28.-29.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV 2.11

doi: 10.3205/19nrwgu20, urn:nbn:de:0183-19nrwgu205

Veröffentlicht: 25. Februar 2019

© 2019 Zitzmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Die Langzeiteffekte einer Testosteron(T)-Ersatztherapie bei hypogonadalen Männern sind nicht gut dokumentiert. Insbesondere die Auswirkungen einer solchen Medikation bei Männern mit sogenanntem „funktionellem Hypogonadismus“ werden kontrovers diskutiert.

Methoden: Auswertung der Registerdaten von insgesamt 650 Patienten, die über maximal 9 Jahre uniform mit intramuskulärem T-undekanoat behandelt wurden; davon 266 Männer mit primärem (Alter 34.0±11.7 Jahre), 196 mit sekundärem (Alter 31.9±12.0 Jahre) und 188 mit funktionellem Hypogonadismus (Alter 42.3±11.3 Jahre).

Ergebnisse: Das Register enthält 8.358 Zeitpunkte mit jeweils einem Satz endokriner und metabolischer Parameter sowie Sicherheitsdaten (u.a. Hämatokrit, PSA).

Die Serum-T-Konzentrationen stiegen von 5.7±2.3 nmol/L auf 19.4±2.8 nmol/L bei Männern mit klassischem Hypogonadismus und von 7.8±2.4 nmol/L auf 19.2±3.1 nmol/L bei Patientem mit funktionellem Hypogonadismus (Differenz des delta T: p<0.001).

Der Body Mass Index (BMI) der Patienten war unterschiedlich verteilt: 35.6% der Männer mit klassischem und 51.6% der Patienten mit funktionellem Hypogonadismus waren übergewichtig (BMI>30 kg/m2, p=0.0006).

Veränderungen über die Behandlungszeit wurden zunächst mittels Kaplan-Meier-Modellen erfasst: Männer mit funktionellem Hypogonadismus zeigten eine höhere Wahrscheinlichkeit, mindestens 10% Körpergewicht und/oder mindestens 5% Bauchumfang zu verlieren als Patienten mit klassischem Hypogonadismus (hazard ratio 1.3 [1.1-1.4], p=0.008 und hazard ratio 1.4 [1.3-1.5], p=0.001). Es gab keinen Unterschied in dem allgemein deutlichen Anstieg des Hämatokrits (p<0.001). Ein Anstieg der PSA-Werte war wahrscheinlicher bei Patienten mit funktionellem Hypogonadismus (hazard ratio 1.3 [1.1-1.6], p=0.003).

Ebenso zeigten sich deutlichere Effekte der T-Gabe bei funktionellem Hypogonadismus in Hinblick auf den Lipid- und Glukosestoffwechsel, diese Parameter erfuhren eine klinische Besserung.

Schrittweise Cox-Regressionsmodelle jedoch konnten diese Beobachtungen dem initial höheren BMI und/oder Bauchumfang dieser Männer zuschreiben: der Zustand des funktionellen Hypogonadismus als solcher schwächte den Effekt der T-Gabe ab, weil die Ausgangswerte der Serumkonzentration von T bei diesen Patienten nicht so niedrig lagen wie bei denen mit klassischem Hypogonadismus.

Schlussfolgerungen: Diese Studie bringt neue Erkenntnisse im Vergleich der Behandlungseffekte einer T-Gabe bei hypogonadalen Männern mit unterschiedlicher Äthiologie. Generell profitieren Patienten mit funktionellem Hypogonadismus mehr von einer solchen Therapie in Hinblick auf metabolische Parameter als Patienten mit klassischen Formen des Testosteronmangels. Dies liegt aber an dem initial stärker ausgeprägten Risikostatus als an der Ursache des Androgendefizits selbst.