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65. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

28.03. - 29.03.2019, Münster

Der Effekt mentalen Trainings auf chirurgische Fertigkeiten – eine prospektive Langzeitstudie

Meeting Abstract

  • Julia Kaulfuß - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Philipp Marks - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Felix Chun - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt, Deutschland
  • Phillippe Grange - SolidarMed, Luzern, Schweiz
  • Luis Kluth - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt, Deutschland
  • Christian P. Meyer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 65. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 28.-29.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV 1.3

doi: 10.3205/19nrwgu03, urn:nbn:de:0183-19nrwgu030

Veröffentlicht: 25. Februar 2019

© 2019 Kaulfuß et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die chirurgische Facharztausbildung ist zunehmend durch Arbeitsverdichtung und ökonomische Effizienz bei gleichzeitigem Anspruch an höchste Versorgungsqualität geprägt. Obwohl schon gezeigt werden konnte, dass ein Mangel an chirurgischer Exposition teilweise durch mentale Trainingsübungen ausgeglichen werden kann, fehlen Langzeituntersuchungen hierzu.

Methode: In dieser prospektiven Studie randomisierten wir 24 Medizinstudenten ohne operative Erfahrung in 1) eine Kontrollgruppe, 2) eine Videotrainingsgruppe, 3) eine Mentaltrainingsgruppe. Mentaltraining bestand aus der Identifizierung von prozeduralen Schlüsselschritten, Entspannung, mentaler Vokalisierung und mentalen Bildgebungstechniken über einen Zeitraum von 2 Wochen nach einem initialen Intensivtraining. Alle Gruppen absolvierten ein Basistraining in 2 Übungen des offiziellen E-BLUS (European Basic Laparoscopy Urological Skills)-Lehrplans (PEG-Transfer, Cutting a Circle) vor dem Eingriff (Videotraining, Videotraining + Mentaltraining). Primäre Endpunkte waren Punktzahlen in einer globalen Bewertungsskala GRS (Handhabung, Effizienz der Bewegung usw.), Zeit und Fehlerraten. Darüber hinaus absolvierten die Teilnehmer mehrere theoretische Tests, in denen die räumliche Differenzierung, das theoretische Wissen und ein Test von Leistungsstrategien (TOPS) untersucht wurden. Statistische Analysen umfassten ANOVA und allgemeine lineare Modelle mit wiederholten Messungen. Auswertungen fanden nach 2 bzw. 14 Tagen und 16 Monaten statt.

Ergebnisse: Die mentale Trainingsgruppe erzielte nach 16 Monaten signifikant bessere GRS-Ergebnisse für den PEG-Transfer (Durchschnittspunktzahl 24,6 [95% CI: 21-28.25]) und Cutting a Circle (Durchschnittspunktzahl 22,5 [18,4-26,6]) (beide p < 0,01) und war signifikant schneller in der Durchführung (261 Sekunden [Std Dev 116] vs. 427s [SD 132] vs. 368s [SD 78]) im Vergleich zu den anderen Gruppen (p = 0,004). Nach 16 Monaten zeigte sich weiterhin ein signifikanter Effekt des mentalen Trainings auf die Testpunktzahl bei den Leistungsstrategien (TOPS) und eine signifikant kürzere Übungszeit für Cutting a Circle (Abbildung 1 [Abb. 1]) (p < 0,001 bzw. p = 0,005).

Schlussfolgerung: Erstmals konnten wir in Rahmen unserer Studie zeigen, dass ein mentales Training das Erlernen prozeduraler Fähigkeiten nicht nur beschleunigen kann, sondern dass dieser Effekt auch langanhaltend ist. Was in den Sport- und Musikwissenschaften schon lange etabliert ist, bietet sich als kostengünstige Integration in die chirurgischen Ausbildungscurricula an, um im Spannungsfeld von Ökonomie und Qualitätsanforderungen leichter zu bestehen.