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62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

14. - 15.04.2016, Münster

Entwicklung von Keimspektrum und Resistenzlage von Harnwegsinfektionen in Bezug zu klinischen Risikofaktoren

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker M. Böhme - Gemeinschaftspraxis für Urologie, Bochum-Wattenscheid, Germany
  • F. Wagenlehner - Justus Liebig Universität Giessen, Lehrstuhl für Urologie, Kinderurologie und Andrologie, Giessen, Germany
  • B. Ubrig - Augusta-Kranken-Anstalt gGmbH, Urologie, Bochum, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 62. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 14.-15.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV3.2

doi: 10.3205/16nrwgu35, urn:nbn:de:0183-16nrwgu353

Veröffentlicht: 25. Februar 2016

© 2016 Böhme et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In publizierten Studien fehlt vielfach die Verknüpfung des mikrobiologischen Befundes mit klinischen Risikofaktoren und Patientendaten. Daher ist die spezifische Informationslage bezüglich patientenseitiger Risikofaktoren und deren Auswirkungen auf die Resistenzlage gering.

Material und Methoden: Retrospektiv ausgewertet wurde sämtliche mikrobiologischen Analysen aller Urinproben der Patienten einer urologischen Großpraxis und die zugehörigen klinischen Daten in den Zeiträumen A: 2005 bis 2006 und B: 2011 bis 2012. Insgesamt lagen die Angaben zu 3051 Keimen in 2744 Urinproben von 1766 Patienten vor. Ausgewertet wurden folgende Risikogruppen: Unkomplizierte Zystitis (ohne Katheter), Dauerkatheterträger, Diabetes mellitus Typ 2 (ohne Katheter), Heimbewohner (ohne Katheter) und Patienten mit Prostatitis/Epididymitis (ohne Katheter).

Ergebnisse: Die Häufigkeit von E.coli (p< 0.001) und Proteus (p< 0.001) nahm von Zeitraum A nach B signifikant ab. Enterokokken (p=0.003) und Staphylokokken (p< 0.001) wurden in Zeitraum B gegenüber A signifikant häufiger nachgewiesen. Zunahme der Antibiotikaempfindlichkeit bei Fosfomycin (p< 0,001), Doxycyclin (p< 0,001), Nitrofurantoin (p< 0,001) und Nitroxolin (p< 0,001) und Abnahme bei Amoxicillin (p< 0,001) und Gentamycin (p< 0,001). Keine signifikanten Unterschiede bei Levofloxacin/Ciprofloxacin, Cefuroxim und Trimethoprim. Nitroxolin und Cefuroxim wurden in beiden Zeiträumen A und B am häufigsten als sensibel getestet.

Dauerkatheterträger hatten ansteigende Raten an Staphylokokken (p< 0.001). Klebsiella (p=0,053) und E.coli (p< 0.001) nahmen ab. Im Vergleich zur Gesamtgruppe deutlich schlechtere Sensibilitätsraten (50% und weniger) bei fast allen getesteten Antibiotika. Das Risiko für einen Harnwegsinfekt mit 3MRGN- oder MRSA-Keimen war bei Katheterträgern und Heimbewohnern deutlich höher als bei Patienten mit unkomplizierter Zystitis.

Schlussfolgerungen: Die kalkulierte Antibiotikatherapie bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen sind mit Nitrofurantoin und Fosfomycin leitliniengerecht als first line Therapie weiterhin sehr gut möglich. Cefuroxim oder Levofloxacin/Ciprofloxacin mit Empfindlichkeitsraten um 80% sind eine gute Alternative. Die Häufung von multiresistenten Erregern bei urologischen Katheterableitungen macht eine Überprüfung der Indikation jeder Dauerkatheterableitung notwendig.