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61. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

16. - 17.04.2015, Köln

Ändert sich die Zusammensetzung von Harnsteinen als Folge veränderter Ernährungsgewohnheiten?

Meeting Abstract

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  • D. Leusmann - Harnsteinanalysezentrum Köln, am Malteser Krhs. St. Hildegardis, Köln, Germany; Klinik für Urologie, Universitätsklinikum, Münster, Germany
  • A. Secker - Klinik für Urologie, Universitätsklinikum, Münster, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 61. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Köln, 16.-17.04.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP1.19

doi: 10.3205/15nrwgu066, urn:nbn:de:0183-15nrwgu0660

Veröffentlicht: 13. März 2015

© 2015 Leusmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Es ist allgemein akzeptiert, dass das Harnsteinleiden bzgl. der Häufigkeit und der Zusammensetzung der Steine eng mit der Ernährung zusammenhängt. Langzeituntersuchungen der Steinzusammensetzung zeigen, dass sich diese im Laufe der Zeit verändert hat. Es soll gezeigt werden, ob diese Änderungen Folge eines unterschiedlichen Ernährungsverhaltens ist.

Methoden: Die Daten von mehr als 52.000 Steinanalysen wurden in die vier Steinklassen Ca-Steine, Infektsteine, Harnsäure(haltige)-Steine und Zystinsteine gruppiert und abhängig von der Zeit (in Jahreschritten) analysiert (SPSS Vers. 17.0). Die so erhaltenen Kurvenverläufe wurden mit den Ernährungsdaten des "Statistischen Bundesamtes" (Verbrauch an ausgewählten Nahrungs- und Genussmitteln) korreliert. Zusätzlich erfolgte ein Vergleich mit dem Verlauf steinassoziierter Erkrankungen (Gesundheitsberichtserstattung des Bundes).

Ergebnisse: Die Häufigkeit der versch. Steinklassen ändert sich unterschiedlich stark: Ca-Steine nehmen ab 1978 zunächst relativ rasch, dann zunehmend langsamer von 75% bis 85% zu. Infektsteine nehmen von zunächst 18% ebenfalls rasch, dann langsamer bis heute 3% deutlich ab. Harnsäuresteine nehmen von zunächst 14% bis zur Jahrtausendwende zunächst kontinuierlich bis 7% ab, dann jedoch bis heute wieder bis auf 10% zu (alle Werte sind ca.-Werte). Die Anzahl der Zystinsteine ist zu gering für eine eindeutige Trendaussage.

Die Verläufe der Pro-Kopf-Lebensmittelverbräuche in Deutschland zeigen ebenfalls ein unterschiedliches Verhalten: Während der Verzehr von Kartoffeln, Fleisch und Zucker z.T. erheblich geringer wurde, stieg der von Getreide, Gemüse, Micherzeugnissen und Fisch unterschiedlich stark an. Ein Verlauf, der das auffällige Verhalten der Harnsäuresteine erklärt, lässt sich nicht erkennen. Zusätzlich erfolgte dann ein Vergleich mit dem Auftreten von Gicht (ICD9 oder ICD10). Es zeigt sich hier ein ähnliches Verhalten wie bei den Harnsäuresteinen: ab 1994 zunächst eine Abnahme der Krankheitshäufigkeit bis 1999, dann eine beschleunigte Zunahme bis heute.

Schlussfolgerung: Einen klaren Zusammenhang zwischen der Harnsteinbildung und den Ernährungsgewohnheiten herzustellen bleibt schwierig. Obwohl sich sowohl die Ernährung als auch die Steinzusammensetzung z.T. erheblich änderten, lässt sich kein eindeutiger Zusammenhang finden. Interessant ist das Verhalten der Harnsäuresteine, die eine auffällige Korrelation zur Häufigkeit der Gicht zeigen.