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61. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

16. - 17.04.2015, Köln

Ein „Simpsonsches Paradoxon“ – Funktionelles Outcome und psychische Belastung nach radikaler Zystektomie mit Anlage einer Ileum-Neoblase

Meeting Abstract

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  • G. Müller - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR) der Kliniken Hartenstein, Klinik Quellental / Wildetal, Bad Wildungen, Germany
  • O. Brock - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR) der Kliniken Hartenstein, Klinik Quellental / Wildetal, Bad Wildungen, Germany
  • U. Otto - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR) der Kliniken Hartenstein, Klinik Quellental / Wildetal, Bad Wildungen, Germany

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 61. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Köln, 16.-17.04.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocV3.10

doi: 10.3205/15nrwgu028, urn:nbn:de:0183-15nrwgu0280

Veröffentlicht: 13. März 2015

© 2015 Müller et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Wir haben uns die Frage gestellt, ob die psychische Belastung der Patienten nach radikaler Zystektomie mit Anlage einer Ileum-Neoblase mit dem Ausmaß der postoperativen Harninkontinenz korreliert.

Methoden: Im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung (AHB) wurden im Zeitraum vom 01.03.2013 bis 31.08.2014 im UKR 325 Männer nach radikaler Zystektomie mit Anlage einer Ileum-Neoblase rehabilitiert. Zu Beginn (T1) und am Ende (T2) der AHB wurde die Harninkontinenz mittels 24-Stunden-Vorlagen-Test quantifiziert. Die psychische Belastung wurde mit dem validierten Fragebogen zur Belastung Krebskranker FBK-R10 erhoben und als Gesamtscore dargestellt. Die Patienten nahmen an einem im UKR speziell entwickelten multimodalen Kontinenztraining teil und erhielten neben den supportiven psychoonkologischen Maßnahmen bei Bedarf psychoonkologische Einzelgespräche. In Altersgruppen eingeteilt (≤59 Jahre, 60–69 Jahre, ≥70 Jahre) wurden die Patienten verglichen.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 63,4 Jahre. Es zeigte sich ein zunehmender Urinverlust mit höherem Alter. Jedoch waren die jüngeren Patienten psychisch stärker belastet als die älteren und erhielten zu 58% psychoonkologische Einzelgespräche. Während der AHB besserten sich sowohl der Urinverlust (p<0,001) als auch die psychische Belastung (p<0,05) signifikant.

  • ≤59 Jahre: Urinverlust 516 g (T1) / 201 g (T2), FBK-R10: 14,7 (T1) / 9,6 (T2)
  • 60–69 Jahre: Urinverlust 599 g (T1) / 277 g (T2), FBK-R10: 13,3 (T1) / 7,2 (T2)
  • ≥70 Jahre: Urinverlust 783 g (T1) / 391 g (T2), FBK-R10: 11,6 (T1) / 8,0 (T2)

Schlussfolgerung: Die Analyse der Daten zeigt eine inverse Beziehung zwischen dem funktionellen Outcome und der psychischen Belastung der Patienten. Das Lebensalter ist hier der bestimmende Einflussfaktor. Die Ursache dafür scheint am ehesten darin zu liegen, dass die Krebsdiagnose die jüngeren Patienten in einer besonderen Lebensphase mit Berufstätigkeit und familiärer Versorgerfunktion trifft.