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67. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

13.04. - 14.04.2018, Bremen

PVL-Bildner: Ein Sanierungsfall?

Meeting Abstract

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 67. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Bremen, 13.-14.04.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ndgkj14

doi: 10.3205/18ndgkj14, urn:nbn:de:0183-18ndgkj145

Veröffentlicht: 12. April 2018

© 2018 Gröticke et al.
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Gliederung

Text

Panton-Valentin-Leukozidin (PVL) ist ein Virulenzfaktor, der von Staphylococcus-aureus-(SA) Stämmen gebildet werden kann und diesen Stämmen eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Granulozyten und Makrophagen verleiht. Infektionen durch PVL-Erreger rezidivieren oft und weisen teils schwerere Verläufe auf. PVL-Bildner lassen sich häufig bei Methicillin-resistenten SA (MRSA) nachweisen.

Wir berichten über eine 5-köpfige Familie, bei der es über einen Zeitraum von ca. 18 Monaten bei Vater, Großmutter und der 2-jährigen Tochter zu rezidivierenden Hautabszessen durch PVL-bildende MRSA kam. Trotz mehrfacher oraler/intravenöser antibiotischer Therapie dieser drei Familienmitglieder und MRSA-Sanierungen im Sinne eines Dekolonisationsversuches der gesamten Familie sowie als Desinfektion im häuslichen Setting kam es rezidivierend zu positiven MRSA-Nachweisen in den Kontrollabstrichen verschiedener Personen und auch zu erneuten Abszessen.

Schließlich entschieden wir alle Familienmitglieder, auch die 11 Monate alte Tochter, die keine Abszesse hatte, aber mit dem PVL+-MRSA besiedelt war, neben der üblichen Haut- und Schleimhautdekolonisation systemisch mit Clindamycin und Rifampicin zu behandeln, um weitere innerfamiliäre Übertragungen zu verhindern, und noch einmal die gesamte Wohnung maximal zu desinfizieren. Die anschließenden Kontrollabstriche waren bei allen behandelten Personen negativ und bisher traten keine neuen Abszesse auf.

Bei gehäuften Wundinfektionen bzw. rezidivierenden Hautinfektionen ansonsten gesunder Personen sollte das Vorliegen eines PVL-Bildners geprüft werden. Die antibiotische Therapie muss der Resistenzsituation angepasst werden (MSSA vs. MRSA), ausreichend lange und adäquat dosiert erfolgen, um eine Eradikation des Erregers zu erzielen und Rezidive zu verhindern, und sollte von einem Dekolonisationsregime mit Ganzkörperwaschungen, Schleimhautbehandlung und Desinfektionsmaßnahmen im häuslichen Umfeld begleitet werden.