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62. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

12.04. - 14.04.2013, Hannover

Hilfen für Familien mit Frühgeburt und weit entferntem Heimatort - Vorstellung einer qualitativen Studie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Oda von Rahden - Klinikum Oldenburg gGmbH, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Oldenburg, Deutschland
  • Joseph Rieforth - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
  • Jürgen Seidenberg - Klinikum Oldenburg gGmbH, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Oldenburg, Deutschland

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 62. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Hannover, 12.-14.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ndgkj28

doi: 10.3205/13ndgkj28, urn:nbn:de:0183-13ndgkj284

Veröffentlicht: 10. April 2013

© 2013 von Rahden et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland werden 9% aller Kinder zu früh geboren. Bedingt durch die zentralisierte Versorgung in Perinatalzentren, liegt der Wohnort der Eltern häufig in großer Entfernung zur Klinik. Neben den Sorgen und Ängsten um das frühgeborene Kind, den familiären und beruflichen Verpflichtungen sowie der Betreuung etwaiger Geschwister, müssen Eltern große räumliche Entfernungen bewältigen. Derzeit liegen wenige Erkenntnisse dazu vor, welche Ressourcen innerhalb des familiären Systems die Bewältigung dieser Lebensphase begünstigen und welcher Einfluss verschiedenen Belastungsfaktoren zukommt.

Die Studie untersucht, welche Bedeutung der Wohnortnähe zum Perinatalzentrum zukommt und welche Lösungsansätze Eltern entwickeln, um auch bei großer Entfernung zur Klinik eine fundierte Eltern-Kind-Bindung aufzubauen. Weiterhin wird untersucht, welche Rolle sozialem Umfeld zukommt und welche Risikofaktoren die Bewältigung dieser Lebensphase erschweren.

Methoden: Befragt wurden Eltern, deren Kind vor der 33. SSW geboren wurde und <1500g wog. Zur Stichprobenrekrutierung wurden potentielle StudienteilnehmerInnen nach den Kriterien „Wohnort“ und „Geschwisterkinder“ gematcht. Der Stichprobenplan umfasste 12 Elternpaare.

Die Befragung erfolgte zu drei Zeitpunkten mittels problemzentrierter Interviews (Witzel, 2000). Die Auswertung der Daten wurde nach der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2000) mit dem Programm MAXqda durchgeführt.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass die Kapazitäten der Eltern, ihr Frühgeborenes während der stationären Behandlung zu begleiten, durch verschiedene Einflüsse reglementiert werden. Erschwerende Faktoren waren berufliche Verpflichtungen und die Betreuung von Geschwisterkindern. Eltern entwickelten hier individuelle Lösungsstrategien, wobei private Unterstützung fast ausschließlich durch das familiäre System geleistet wurde. Dementsprechend erhielten Eltern, die wenig familiäre Anbindungen aufwiesen, kaum Unterstützung durch das private Umfeld und waren in stärkerem Maße auf professionelle Unterstützung angewiesen.

Schlussfolgerung: Die wochenlange Behandlung frühgeborener Kinder stellt eine extreme Belastungssituation für Eltern dar. Einem unterstützenden familiären Umfeld und individuellen Ressourcen kommt eine zentrale Bedeutung bei der Bewältigung zu. Die große Entfernung zum Heimatort stellt eine Schwierigkeit dar, der durch das Angebot kliniknaher Unterkünfte begegnet werden kann. Das frühzeitige Aufdecken individueller Risikofaktoren ermöglicht es, adäquate Hilfsangebote im Rahmen einer interdisziplinären Betreuung vorzuhalten.