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Klassifizierung des Diabetes mellitus im Kindesalter: eine diagnostische Herausforderung
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Veröffentlicht: | 10. April 2013 |
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Hintergrund: Die Klassifizierung des Diabetes mellitus ist bei der Manifestation im Kindesalter nicht nur für die Diagnosestellung wichtig. Das Verständnis der Pathophysiologie hat eine große Bedeutung für die Therapie und die Langzeitprognose.
Methoden: Bei einer 12-jährigen adipösen Patientin (Gewicht 65,8 kg (>97.P), Länge 159 cm, BMI 26 kg/m2 (97.P) wurde eine manifeste Hypothyreose (fT4 0,93 ng/dl, TSH 11,53 µIU/ml) bei einer Hashimoto Thyreoditis diagnostiziert. Die Patientin zeigte eine typische Symptomatik mit Gewichtszunahme, Müdigkeit und Kälteempfindlichkeit. Der zufällig gemessene HbA1c Wert lag bei 6,8%. Keine Polydipsie, keine Polyurie.
Familienanamnese: Der Vater leidet an Hyperthyreose. Anamnestisch wurde eine Blutzuckererhöhung beschrieben, eine Behandlung sei nicht notwendig.
Ergebnisse: Die im Tagesprofil gemessenen Glukosewerte zeigten erhöhte Nüchternwerte (maximal 131 mg/dl).Der 2h-Glukosewert bei oralem Glukosetoleranztest fiel mit 211 mg/dl pathologisch aus. Die Konstellation aus diabetischer Stoffwechsellage und Autoimmunthyreoiditis ließ an Manifestation eines Typ 1 Diabetes mellitus (T1DM) denken. Bei fehlender Symptomatik und stabilen Glukosewerten erfolgte zunächst keine Insulinsubstitution.
Aufgrund der Adipositas kam differentialdiagnostisch ein Diabetes mellitus Typ 2 in Frage. Es erfolgte eine Ernährungsberatung sowie eine Anleitung zur Steigerung der körperlichen Aktivität zur Gewichtsreduktion. Eine L-Thyroxin-Substitution wurde begonnen.
Nach 8 Wochen blieb der HbA1c Wert bei 6,8% stabil, die Glukosewerte zeigten weiterhin eine milde Hyperglykämie. Bei negativen Diabetes-spezifischen Antikörpern erschien die Diagnose eines T1DM unwahrscheinlich.
Im Verlauf wurde eine molekulargenetische Untersuchung durchgeführt. Eine noch nicht bekannte Deletion (3ex5del) des Glukokinase Gens (Maturity onset diabetes of the young, MODY 2) im heterozygoten Status wurde festgestellt.
Patienten mit Mutationen im Glukokinase Gen entwickeln infolge verminderter Sensitivität der Beta-Zellen gegenüber Glucose eine milde und über Jahre stabile Hyperglykämie und sehr selten diabetische Spätkomplikationen.
Patienten mit MODY 2 bedürfen keiner medikamentösen Therapie.
Schlussfolgerung: Bei Patienten ohne diabetesspezifische Antikörper bei klinischer Manifestation, mit positiver Familienanamnese für Diabetes und niedrigem Insulinbedarf ist eine molekulargenetische Diagnostik auf MODY indiziert. Eine erhöhte Sensibilisierung und bessere Beobachtung der klinischen Parameter ermöglicht eine frühe molekulargenetische Untersuchung und Diagnose sowie eine adäquate Therapie.