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62. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

12.04. - 14.04.2013, Hannover

Evaluation einer neuen interdisziplinären „Standard Operating Procedure“ (SOP) zur intranasalen Applikation von Notfallmedikamenten in einem Kinder- und Jugenkrankenhaus

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Marcus Nemeth - Abteilung Anästhesie, Kinderintensiv- und Notfallmedizin, Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Deutschland
  • author Michael Brackhahn - Abteilung Anästhesie, Kinderintensiv- und Notfallmedizin, Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Deutschland
  • author Holger Guericke - Abteilung Anästhesie, Kinderintensiv- und Notfallmedizin, Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Deutschland
  • author Robert Sümpelmann - Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • author Christoph Bernhard Eich - Abteilung Anästhesie, Kinderintensiv- und Notfallmedizin, Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Deutschland

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 62. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Hannover, 12.-14.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ndgkj24

doi: 10.3205/13ndgkj24, urn:nbn:de:0183-13ndgkj243

Veröffentlicht: 10. April 2013

© 2013 Nemeth et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Kinder benötigen in Notfallsituationen regelmäßig eine rasche und effektive analgetische oder anxioloytische Therapie. Zur Vermeidung von zusätzlichen Schmerzen oder Angst bietet sich hierzu die intranasale Applikation (INA) an. Zu diesem Zweck haben wir eine interdisziplinäre SOP erarbeitet. Ziel der Studie ist es, diese hinsichtlich Praktikabilität und Effektivität zu untersuchen.

Methoden: Nach positivem Votum der Ethikkommission werden in dieser prospektiven Anwendungsbeobachtung (AWB) Kinder im Alter von 0–17 Jahren eingeschlossen, die über starke Schmerzen klagen oder bei denen die Indikation zur Analgosedierung für dringende Prozeduren gegeben ist und eine intravenöse oder orale Gabe nicht adäquat erscheint. Gemäß SOP werden die Medikamente Fentanyl, Esketamin und Midazolam einzeln oder in Kombination über einen intranasalen Zerstäuber durch Ärzte der Abteilung Anästhesie, Kinderintensiv- und Notfallmedizin appliziert. Primäre Zielgrößen sind Qualität von Analgesie bzw. Sedierung. Des Weiteren sollen das klinische Wirk- und Nebenwirkungsprofil der Substanzen erfasst und die Effektivität der INA beurteilt werden.

Ergebnisse: Bis dato wurden seit Beginn der AWB 44 Anwendungen bei Kindern im Alter von 14 Monaten bis 16 Jahren dokumentiert. Indikationen waren die Schmerztherapie bei Traumata (n=16) sowie die prozedurale Sedierung (n=26), darunter Wundversorgungen (n=9), Verbandwechsel (n=8), Anlagen von peripheren Gefäßzugängen (n=5), Lumbalpunktionen (n=2) und radiologische Untersuchungen (n=2). Jeweils einmal wurde die INA bei der Therapie eines Aufwachdelirs sowie zur Prämedikation bei einer Adenotomie-Nachblutung eingesetzt. Die Wirkung trat im Median nach 6,5 min ein. Der Schmerzscore (numerische Ratingskala 1–10) konnte im Median um 4 Punkte gesenkt werden. Die Einschätzung des Arztes, ob die nasale Applikation effektiv war, ergab in 45% der Fälle „trifft zu“, in 27% „trifft eher zu“, in 16% „unentschieden“, in 11% „trifft eher nicht zu“ und in keinem Fall „trifft nicht zu“. Relevante Kreislauf- oder Atemstörungen bzw. andere schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Die bisherigen Ergebnisse zeigen regelmäßig indizierte Anwendungsgebiete auf. Die primäre INA hat sich besonders zur Akutschmerztherapie bewährt. Auch für Analgosedierungen bei kleinen chirurgischen Maßnahmen oder Punktionen kann die INA eine probate Methode darstellen. Die in der SOP aufgeführten Dosierungen und Verfahrensanweisungen erweisen sich als praktikabel und sicher. Die SOP soll künftig auch durch nicht-anästhesiologische Ärzte unseres Kinderkrankenhauses Anwendung finden.