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62. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

12.04. - 14.04.2013, Hannover

Guillain-Barré-Syndrom bei akuter CMV-Infektion

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Ulrike Ackert - Klinikum Ernst-von-Bergmann, Potsdam, Deutschland
  • Michael Radke - Klinikum Ernst-von-Bergmann, Potsdam, Deutschland

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 62. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Hannover, 12.-14.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ndgkj19

doi: 10.3205/13ndgkj19, urn:nbn:de:0183-13ndgkj199

Veröffentlicht: 10. April 2013

© 2013 Ackert et al.
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Gliederung

Text

Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist die häufigste Ursache für eine akute schlaffe Parese im Kindesalter bei zuvor gesunden Patienten. Diese immunvermittelte Polyradikulitis hat im Kindesalter eine Inzidenz von 0,38–0,91:100.000. Das Krankheitsbild tritt häufig postinfektiös, z.B. nach einer Campylobacter-, Mycoplasmen-, oder CMV-Erkrankung, auf.

Wir berichten über eine 4-jährige Patientin, die wegen einer akut aufgetretenen Fazialisparese, sowie einer im Verlauf hinzukommenden Gangstörung und Areflexie der unteren Extremitäten stationär behandelt wurde. Die Lumbalpunktion erbrachte den typischen Befund einer „dissociation cyto-albuminique“, der elektrophysiologische Befund zeigte eine F-Wellen-Pathologie, passend zum Frühbefund einer akuten Polyradikulitis. Im Rahmen der Erregerdiagnostik gelang der Nachweis einer aktiven CMV-Infektion (CMV-IgG und IgM positiv, sowie Nachweis von CMV-DNA im Urin).

Für das Kindesalter existieren keine aussagekräftigen randomisierten Studien zur Therapie des GBS. In Anlehnung an die Therapieempfehlungen bei Erwachsenen wird auch bei Kindern primär der Einsatz von Immunglobulinen und ggf. eine Plasmapherese empfohlen, unabhängig vom auslösenden Erreger.

Studien mit erwachsenen Patienten ergaben, dass Patienten mit GBS auf Grund einer CMV-Infektion häufig eine Fazialisparese ausbildeten und oftmals schwerere Verläufe aufweisen. Außerdem kann bei einem Teil der Patienten Cytomegalievirus-DNA im Plasma und sogar im Liquor nachgewiesen werden, was die Frage aufwirft, ob CMV das periphere Nervensystem möglicherweise auch direkt befällt und zu der Entzündungsreaktion beiträgt. Unter diesen Gesichtspunkten muss der Stellenwert einer frühen antiviralen Therapie diskutiert werden. Es gibt Fallberichte von Patienten mit GBS bei akuter CMV-Infektion, die nach initialer Therapie mit Immunglobulinen und teilweise auch Plasmapherese erst auf eine virostatische Therapie ansprachen.

In Abweichung von geltenden Leitlinien entschlossen wir uns bei fortschreitender Parese und aufgrund des zügig erfolgten Nachweises einer aktiven CMV-Infektion für eine primäre virostatische Behandlung mit Ganciclovir i.v. Diese Therapie resultierte in einer schnellen Besserung der Symptome; die Gangstörung unserer Patientin besserte sich innerhalb weniger Tage.