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Systemische Streptokokkeninfektion als Differentialdiagnose zum Kawasaki Syndrom und rheumatischen Erkrankungen
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Veröffentlicht: | 10. April 2013 |
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Hintergrund: A-Streptokokken verursachen Tonsillopharyngitis, Scharlach, Erysipel und andere Haut- und Weichteilinfektionen, welche meist klinisch mild verlaufen. Der folgende Fall soll vorstellen, dass es auch zu schwerwiegenden systemischen Infektionen mit A-Streptokokken kommen kann.
Anamnese: Die Vorstellung des bis zu diesem Zeitpunkt gesunden 4;10/12 Jahre alten Mädchens (Gewicht 15,3 kg, Länge 101 cm, BMI 15,0 kg/m2, RR 125/69 mmHg) erfolgte bei V.a. Kawasaki-Syndrom. Seit 6 Tagen bestanden Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Sie entwickelte ein unspezifisches Exanthem am Stamm sowie Schmerzen an den Beinen mit Laufverweigerung, Handgelenksschmerzen und Nahrungsverweigerung. Eine antibiotische Therapie fand nicht statt.
Status und Diagnostik: Das Mädchen präsentierte sich in deutlich reduziertem AZ, mit trockenen Schleimhäuten, feinfleckigem Exanthem am Stamm, hochroten Lippen, Erdbeerzunge, eingerissenen Mundwinkeln, Palmarerythem rechts, gerötetem Rachenring und geröteten Tonsillen. Handgelenke extrem druckschmerzhaft mit leichter Schwellung, Kniegelenk rechts gerötet, bewegungseingeschränkt, kein Erguss tastbar. Herztöne rein, kein Herzgeräusch, Pulmo frei, Abdomen weich, Leber vergrößert tastbar (2–3 cm unter dem RB palpabel). Keine Konjunktivitis, unauffälliger Lymphknotenstatus.
Laborbefunde: Leukozyten 26,7/nl, CRP 17,4 mg/dl, Transaminasen leicht erhöht, Kreatinin und Harnstoff deutlich erhöht.
Sonographisch leichte Hepatomegalie, normale Echokardiographie, im EKG tachykarder Sinusrhythmus.
Blutkultur und Rachenabstrich: β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, multisensibel. Serologie: Nachweis von Coxsackievirus.
Klinischer Verlauf: Das Kind präsentierte sich in septischem Zustand mit prärenalem Nierenversagen und klinischem hochgradigen Verdacht auf Scharlach, sodass eine i.v. Penicillin- und Cefotaximtherapie begonnen wurde. Die positiven Blutkulturen bestätigten eine septische Streptokokken-Infektion. Im weiteren Verlauf entwickelte das Kind auch das klinische Vollbild inkl. der schuppenden Hauteffloreszenzen an den Fingerkuppen. Unter der eingeleiteten Therapie Normalisierung der Entzündungswerte am 8. Behandlungstag und anhaltender Entfieberung am 9. Behandlungstag. Nebenbefundlich gelang der Nachweis einer Coxsackievirusinfektion. Sämtliche rheumatologische Diagnostik war negativ.
Schlussfolgerung: Es ist von einem ungewöhnlichen Verlauf einer systemischen Streptokokkeninfektion mit gleichzeitiger Coxsackievirusinfektion bei einer immunkompetenten Patientin auszugehen, die initial eine differentialdiagnostische Herausforderung darstellte.