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CAPS (Muckle-Wells-Syndrom [T348M]) und TRAPS [R92Q] bei Vater und Sohn
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Veröffentlicht: | 10. April 2013 |
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Hintergrund:
TRAPS (TNFα-Rezeptor-assoziiertes periodisches Syndrom)
Das ursprünglich als „familial Hibernian fever“ bezeichnete TRAPS wird autosomal-dominant vererbt. Klinisch zeigen sich protrahierte (≥1 Woche) Fieberepisoden mit Myalgien, Bauchschmerzen, Arthralgien, Kopfschmerzen, Erythemen, Konjunktivitis und periorbitales Ödem. Krankheitsverursachende Mutationen sind verteilt auf vier der zehn Exons im TNF-Rezeptor-Superfamilie-1A-Gen (TNFRSF1A) auf Chromosom 12.
Die Prognose ist von der Entwicklung einer Amyloidose abhängig, die in bis zu 20 % der Fälle eintritt. Die Mutation R92Q fürht zur milden Manifestation der Erkrankung. Glucocorticoide, TNFα- und IL-1-Blocker sind wirksam.
CAPS (Cryopyrin-assoziiertes periodisches Syndrom)
Unter dem Begriff CAPS werden folgende früher als separate Entitäten geführte Erkrankungen zusammengefasst: familiäre Kälteurticaria (FCAS), Muckle-Wells-Syndrom und CINCA (Chronic infantile neurological, cutaneous and articular syndrome) oder NOMID (neonatal onset of multi systemic inflammatory disease). Sie werden autosomal-dominant durch verschiedene Mutationen des NLRP3-Gens (Chromosom 1q44) vor allem im Exon 3 vererbt. Das Muckle-Wells-Syndrom als mittelschwere Variante ist gekennzeichnet durch urticariellen Ausschlag seit früher Kindheit, sensorineurale Taubheit im frühen Erwachsenenalter und in ca. 25% AA-Amyloidose mit nachfolgendem Nierenversagen. IL-1-Blocker sind wirksam.
Methoden: Vorgestellt wird der Verlauf bei Vater und Sohn, die die gleichen Mutationen tragen, R92Q im TNFRSF1a-Gen (TRAPS) und T348M im NLRP3-Gen (CAPS). Der Vater leidet seit 37 Jahren an Abdominalbeschwerden sowie Abgeschlagenheit, phasenweise Muskelschmerzen und Gelenkbeschwerden mit Schwellungen, Persistenz der Beschwerden über mehrere Tage, teilweise erhöhte Körpertemperatur und immer wieder Urticaria. Seit dem 14. Lebensjahr besteht eine Schwerhörigkeit. Alle Beschwerden sind steroidsensibel.
Als der Sohn ähnliche Symptome vor allem der Haut seit früher Kindheit entwickelt, entsteht die Vermutung einer hereditären Erkrankung, die sich im Verlauf molekulargenetisch bestätigen lässt.
Ergebnisse: Unter einer Therapie mit dem IL-1-Blocker Canakinumab ist der Sohn mit einer Dosis von 4 mg/kg alle 6 Wochen nahezu erscheinungsfrei. Der Vater benötigt wöchentliche Canakinumab-Dosen von 150 mg zur Unterdrückung der Entzündung.
Die Therapie wird gut vertragen.
Schlussfolgerung: Doppelmutationen hereditärer Fiebersyndrome fallen evtl. nur auf, wenn systematisch nach allen bekannten genetischen Fiebersysndromen geforscht wird. Die Behandlung richtet sich nach dem schwerer krank machenden Gen.