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Phytopharmakon aus Baldrianwurzel und Melissenblättern in der Therapie von Unruhe, Konzentrationsproblemen und Impulsivität bei Grundschulkindern
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Veröffentlicht: | 10. April 2013 |
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Hintergrund: Die Prävalenz schwerer Konzentrationsprobleme, Hyperaktivität und Impulsivität (ADHS) bei Grundschulkindern liegt in Deutschland bei etwa 3–7%. Noch höher ist die Zahl von Kindern und Jugendlichen, die die ADHS-Symptomatik nicht vollständig erfüllen oder nur eine milde Symptomatik aufweisen.
In einer früheren Untersuchung konnte für ein qualitativ hochwertiges Kombinationspräparat aus Baldrianwurzel- und Melissenblätterextrakt bei Kindern bis zu 12 Jahren eine deutliche Besserung von Unruhezuständen und Schlaflosigkeit sowie eine gute Verträglichkeit gezeigt werden. Wir untersuchten, ob sich mit diesem Präparat positive Effekte auch auf Konzentration, Unruhe und Impulsivität erzielen lassen.
Methoden: In einer nichtinterventionellen Studie wurden in 27 pädiatrischen Praxen 169 Grundschulkinder, die unter Unruhezuständen und Konzentrationsstörungen litten, aber nicht die ADHS-Kriterien erfüllten, mit der empfohlenen Tagesdosierung 2×2 Kapseln Sandrin® behandelt; die Tagesdosis entsprach 640 mg Trockenextrakt aus Baldrianwurzel WS® 1014 (3–6:1, Auszugsmittel: Ethanol 62% (m/m)) und 320 mg Trockenextrakt aus Melissenblättern WS® 1303 (4–6:1, Auszugsmittel: Ethanol 30% (m/m)). Symptome und Verhalten der Kinder wurden von den Pädiatern und den Eltern an Hand standardisierter Fragebögen vor Therapiebeginn, nach zwei und sieben Wochen beurteilt.
Ergebnisse: Ärzte und Eltern berichteten von hochsignifikanten Verbesserungen aller erfassten Symptome (p>0,0001, ITT, LOCF). Der Anteil der Kinder mit schwacher oder sehr schwacher Konzentrationsfähigkeit reduzierte sich von 75% auf 14%, der mit starker oder sehr starker Unruhe von 61% auf 13% und der mit starker oder sehr starker Impulsivität von 59% auf 22%. Nach der Behandlung bewerteten die Eltern das Sozialverhalten, Einschlafen und Durchschlafen sowie die allgemeine Belastung durch die genannten Symptome signifikant besser (p<0,0001) als vor der Therapie. Insgesamt bewerteten 97% der Pädiater die Wirksamkeit als gut oder sehr gut; der Therapieerfolg korrelierte dabei signifikant mit der Einnahmetreue (p=0,001). Bei zwei der Kinder berichteten die Ärzte mild oder mäßig ausgeprägte Nebenwirkungen (Müdigkeit, Reizbarkeit, Tic), deren Kausalzusammenhang mit der Medikation als unwahrscheinlich eingestuft wurde.
Schlussfolgerung: Unruhezustände, Konzentrationsprobleme und Impulsivität besserten sich bei Grundschulkindern während einer 7-wöchigen Therapie mit WS® 1014/WS® 1303 deutlich, bei hervorragender Verträglichkeit. Diese Therapieform stellt eine praktikable ergänzende Option zur Erziehungs- und Verhaltenstherapie dar.