Artikel
Akute Orbitamyositis als Ursache einer schmerzlosen einseitigen Oberlidschwellung bei einem 12-jährigen Jungen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 8. Mai 2012 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Eine einseitige Oberlidschwellung im Kindesalter ist häufig erstes Symptom einer ernsthaften Systemerkrankung. Differentialdiagnostisch müssen in erster Linie Tumoren (Rhabdomyosarkom, Neuroblastom) oder auch eine Knochenmarkerkrankung bedacht werden, aber auch Entzündungen können eine ähnliche Symptomatik verursachen.
Fallbericht: Vorstellung eines 12-jährigen Jungen in der Augenklinik aufgrund einer seit wenigen Tagen zunehmenden Rötung und Schwellung am linken oberen Augenlid, wenig schmerzhaft aber zunehmendes Hyposphagma. Keine Verbesserung der Symptomatik durch eine initiale lokale antibiotische Therapie. An Allgemeinsymptomen bot der Junge im Verlauf Übelkeit und wiederholtes Erbrechen. In der klinischen Untersuchung fand sich eine kräftige, temporal betonte und gerötete Oberlidschwellung mit einer Protrusio bulbi. In der Bulbusmotorik bestand ein deutliches Defizit bei Ab- und Adduktion sowie auch bei Hebung mit Diplopie im Auf- und Seitblick. Kein Bulbusbewegungsschmerz. Die vorderen Augenabschnitte sowie der Fundusbefund waren unauffällig. In der MRT zeigte sich ein massiv verdickter und ödematös veränderter M. rectus lateralis mit homogener Kontrastmittelaufnahme und abgrenzbarer Tränendrüse. Aufgrund der Befundkonstellation wurde ein maligner Tumor für wenig wahrscheinlich erachtet und die Verdachtsdiagnose der lateralen Orbitamyositis gestellt. Aufgrund der guten Zuordnung anhand der MRT-Bilder und des komplikationsreichen operativen Zugangs wurde auch ohne vorherige Biopsie eine einwöchigen Steroidtherapie (1 mg/kg) begonnen. Darunter kam es zu einer raschen Verbesserung des klinischen Befundes mit einem vollständigen Rückgang der Schwellung nach 4 Tagen und Normalisierung der Bulbusmotorik. Das Steroid wurde über 4 Wochen ausgeschlichen. In einer wiederholten MRT-Untersuchung zeigte sich eine komplette Befundnormaliserung. 12 Wochen nach Therapiebeginn ist kein Rezidiv zu erkennen.
Schlussfolgerungen: Bei plötzlichen einseitigen Lidschwellungen muss neben der klinischen Untersuchung auch eine bildgebende Diagnostik im MRT erfolgen. Diese erlaubte in diesem Fall eine Differenzierung zwischen einem Tumor und einer Myositis der Orbitamuskulatur. Die Orbitamyositis ist eine sehr seltene Erkrankung im Kindesalter, die gut auf eine kurzzeitige systemische Glukokortikoidtherapie anspricht und meist monophasisch verläuft.