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Orthotope Ureterozele als seltene Ursache einer Hydronephrose bei einem Neugeborenen
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Veröffentlicht: | 8. Mai 2012 |
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Kasuistik: 4 Wochen altes weibliches Neugeborenes in reduziertem Allgemeinzustand mit Temperatur von 38.6°C, einmalig dünner Stuhl bei weichem deutlich geblähten Abdomen. Laborchemisch leichte Leukozytopenie (5,1/nl) sowie zunächst normwertiges CRP. Das IL-6 (>5000 pg/ml) und das Urinsediment mit massenhaft Leukozyten und Bakterien waren eindeutig pathologisch. In der Abdomensonographie zeigte sich eine Hydronephrose III.° links mit einem Megaureter sowie eine orthotope Ureterocele. Mittels MCU konnte ein vesiko-ureteraler Reflux ausgeschlossen werden. Es wurde die Diagnose einer komplizierten Pyelonephritis links mit Hydronephrose III.° und Megaureter bei orthotoper Ureterozele gestellt. Im Rahmen einer Zystoskopie konnte die Ureterocele mittels Laser eröffnet und die aufgestaute Niere entlastet werden. Die Patientin konnte bei guter Diurese, mit normwertigen Kreatinin und Harnstoff im Serum nach 14 Tagen intravenöser antibiotischer Therapie mit Cefotaxim, unter oraler Trimethoprim-Prophylaxe entlassen werden.
Diskussion: Die Ureterocele ist eine seltene Ursache der Hydronephrose bei Neugeborenen. Häufiger ist diese durch Stenosen am Ureterabgang bzw. dessen Mündung, vesiko-ureterorenalen Reflux, Konkremente oder andere subvesikale Hindernissse verursacht. Bei der Ureterocele kommt es zur zystischen Vorwölbung des von Blasenschleimhaut bedeckten intravesikalen Ureteranteils mit einem punktförmigen, zu engen Ureterostium. Man unterscheidet zwischen der orthotopen (20–40%; intravesikal, selten Ureterduplex assoziiert) und der ektopen Ureterozele (60–80%; prolabiert in Urethra oder Blasenhals, häufig Ureterduplex und Doppelnieren assoziiert). Im Fall unserer Patientin war die orthotope Ureterocele nicht mit weiteren Fehlbildungen des Urogenitaltraktes assoziiert.
Schlussfolgerung: Bei Pyelonephritis mit Hydronephrose und zystischer Raumforderung in der Blase im Neugeborenenalter ist differenzialdiagnostisch frühzeitig an eine Ureterozele zu denken. Die Diagnose lässt sich bereits sonographisch stellen. Therapeutisch kann minimal-invasiv mittels Zystoskop oder offen chirurgisch interveniert werden.