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60. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

13.05. - 15.05.2011, Braunschweig

Lokale und zeitliche Häufung von NEC-Fällen, Probiotikatherapie

Meeting Abstract

  • A. Mühlig-Hofmann - Prof.-Hess-Kinderklinik, Klinikum-Bremen-Mitte, Bremen
  • W. Markus - Prof.-Hess-Kinderklinik, Klinikum-Bremen-Mitte, Bremen
  • P. Lasch - Prof.-Hess-Kinderklinik, Klinikum-Bremen-Mitte, Bremen
  • R. Judith - Prof.-Hess-Kinderklinik, Klinikum-Bremen-Mitte, Bremen
  • S. Georg - Prof.-Hess-Kinderklinik, Klinikum-Bremen-Mitte, Bremen
  • S. Hanno - Prof.-Hess-Kinderklinik, Klinikum-Bremen-Mitte, Bremen
  • H.-I. Huppertz - Prof.-Hess-Kinderklinik, Klinikum-Bremen-Mitte, Bremen

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 60. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Braunschweig, 13.-15.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11ndgkjPO-28

doi: 10.3205/11ndgkj31, urn:nbn:de:0183-11ndgkj317

Veröffentlicht: 2. Mai 2011

© 2011 Mühlig-Hofmann et al.
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Gliederung

Text

Die Inzidenz der Nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) liegt in Deutschland nach der aktuellen AWMF-Leitlinie bei 3,4% für Frühgeborene <1500g (NeoKiss).

Die Neonatologische Intensivstation des Klinikums Bremen Mitte betreute 2010 101 Frühgeborene unter 1500g. Neun Kinder davon (9%) erkrankten an einer Nekrotisierenden Enterokolitis. Fünf der erkrankten Kinder (55%) verstarben. Allein zwischen den Monaten Februar und April traten sieben Fälle auf. Für diese Häufung gibt es bisher keine wegweisende Erklärung. Zu den Todesfällen gehören überproportional sehr kleine Frühgeborene mit <26 Schwangerschaftswochen. Spezifische „Stationskeime" fanden sich in den Untersuchungen nicht. Auffallend war aber das überwiegend sehr frühe Auftreten der Erkrankung in der ersten Lebens-woche. Intraoperativ fanden sich oft „atypische" Befunde mit hämorrhagischem Untergang sehr großer Darmanteile.

Bisher erfolgte in unserer Klinik keine Standardtherapie mit Probiotika. Seit Juli 2010 geben wir Infloran® (Lactobacillus acidophilus, Bifidobacterium infantis) allen Kindern <1500g, <32. SSW innerhalb der ersten Lebenswoche über zehn Tage. Die Gaben werden nach Antibiotikatherapie wiederholt. Bisher ist nur ein weiterer NEC-Fall aufgetreten, der ursächlich eher eine malrotationsbedingte Minderdurchblutung des Darmes zeigte.

Die aktuelle Literaturrecherche ergab ein nach wie vor uneinheitliches Bild in den Empfehlungen einer NEC-präventiven Gabe von Probiotika. Der Großteil der Studien und Reviews zeigt eine deutliche Reduktion der NEC-Inzidenz bei Probiotikatherapie. Sie empfehlen Probiotika als Standardtherapie und sehen weitere placebokontrollierten Studien als nicht sinnvoll an. Die deutschen AWMF-Leitlinien ist diesbezüglich vorsichtiger und sieht Probiotika nur in Einzelfällen als sinnvoll an, z.B. bei einer lokalen Häufung. Kürzlich erschienene Überblicke weisen auf eine z.B. leicht erhöhte Sepsis-Rate bei sehr kleinen Frühgeborenen (<750g) hin, die mit Probiotika behandelt wurden. Sie empfehlen daher aktuell nur einen Gebrauch innerhalb von Studien.

In der Praxis arbeiten nach eigenen Umfragen mittlerweile mehrere Kliniken mit Probiotika und berichten über gute Erfolge.