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Leitlinie zur Behandlung der Hidradenitis suppurativa/Acne inversa
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Veröffentlicht: | 25. März 2019 |
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Nach einer früheren empirischen Analyse traditioneller konservativer Behandlungsmaßnahmen zur Therapie der Hidradenitis suppurativa/Acne inversa (HS) erreichten nur ein 1-prozentiges Clindamycingel, die orale systemische Kombination von Clindamycin und Rifampicin und eine hormonelle Antiandrogenkombination aus Ethinylöstradiol und hochdosiertem Cyproteronacetat einen Evidenzgrad 2 und eine Empfehlung der Stufe B. In neueren Studien erreichten die Biologika Adalimumab und Infliximab ebenfalls eine Empfehlung der Klassen A und B, andere biologische Wirkstoffe werden noch untersucht.
In den europäischen Leitlinien wird empfohlen, dass HS auf der Grundlage der subjektiven Auswirkungen und des objektiven Schweregrads der Krankheit behandelt wird. Lokal rezidivierende Läsionen können durch klassische Chirurgie oder LASER-Techniken behandelt werden, wohingegen eine medikamentöse Behandlung entweder als Monotherapie oder in Kombination mit einer radikalen Operation für ausgeprägte Läsionen besser geeignet ist. Eine medikamentöse Therapie kann Antibiotika und Immunsuppressiva umfassen. Eine Hurley-Schweregrad-relevante Behandlung von HS wurde von der HS-Expertengruppe nach einem Behandlungsalgorithmus empfohlen. Da sich das Feld rasant entwickelt, wurde seit 2013 unter dem Begriff „Hidradenitis“ eine systematische Literatursuche in der Medline-Datenbank durchgeführt, um die aktuelle Gültigkeit der Richtlinie zu bewerten. An den grundlegenden Aspekten scheint keine Änderung erforderlich zu sein. Neue Aspekte stellen aber dar: Die Erstlinientherapie kann eine Kombination aus systemischen Antibiotika (Clindamycin plus Rifampicin) oder einzelnen systemischen Antibiotika (Tetracyclin) und Acitretin umfassen. Als zweite Linie kann eine medizinische Behandlung mit Biologika verabreicht werden. Das Anti-TNF-Mittel Adalimumab ist die einzige zugelassene Behandlung für mittelschwere bis schwere HS bei Erwachsenen mit einem unzureichenden Ansprechen auf eine herkömmliche systemische HS-Behandlung. Die Bewertung des Hurley-Schweregrads reicht für die Therapieentscheidung nicht mehr aus, und es wurde ein neuer dynamischer HS-Schweregrad (leichte / mittelschwere / schwere Erkrankung), der IHS4, vorgeschlagen. Gewichtsverlust und Tabakabstinenz sind adjuvante Messungen, die nachweislich den Schweregrad von HS als unabhängige Faktoren verbessern. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die HS-Forschung rasch zunimmt. Seit der Veröffentlichung der europäischen S1-Richtlinie zur Behandlung von HS in 2015 haben sich neue wichtige Erkenntnisse ergeben, die zu einer teilweisen Aktualisierung der Richtlinie führen werden.